Hier wohnte... Stolpersteine in Gelsenkirchen
Stolpersteine sind ein Projekt des Bildhauers Gunter Demnig für Europa. Seit 2009 realisiert eine Projektgruppe des Gelsenzentrum e.V. gemeinsam mit Gunter Demnig die kleinen Denkmale auch in Gelsenkirchen. Bildhauer Demnig steckt hinter der Idee der Stolpersteine, er verlegt die 10 mal 10 Zentimeter großen Steine seit 1992 vor den Häusern von Opfern des Nationalsozialismus. Unter ihnen sind Juden, Menschen mit Behinderung, Sinti und Roma, Homosexuelle und politisch Andersdenkende. Jeder Stein besitzt eine Messingplatte, auf der Name, Jahrgang und Schicksal der betreffenden Person eingraviert sind. Mit den handgemachten Steinen möchte der Bildhauer die Erinnerung an jeden einzelnen der Menschen erhalten. Damit wird individuell an Verfolgte erinnert, doch es werden gleichwohl auch Fragen nach der Täter- und Mittäterschaft aufgeworfen, indem der Ausgangspunkt der nationalsozialistischen Verfolgung an den ehemaligen Wohnorten deutlich markiert wird.
Stolpersteine sind flächenbündig in die Gehwege eingelassene Erinnerungszeichen, die zusammengenommen ein außergewöhnliches, dezentrales Denkmal bilden. Es entsteht langsam, ist auf viele Orte verteilt und fügt sich erst im Kopf des Betrachters zu einem Ganzen. Seit 2009 ist auch Gelsenkirchen Teil dieses weltweit größten dezentralen Denkmals. Die Stolpersteine markieren Erinnerungs- und Lernorte im öffentlichen Stadtraum. Sie werden genau dort verlegt, wo einst die Menschen wohnten, die in der Zeit der NS-Gewaltherrschaft diskriminiert, verfolgt, vertrieben, verschleppt und ermordet wurden. "Meine Kunst liegt jedem zu Füßen" sagt Bildhauer Gunter Demnig, "Dort, wo die Menschen ihren Lebensmittelpunkt hatten, ihr Zuhause, genau dort wird Vergangenheit mit Gegenwart konfrontiert." Wer einmal sinnbildlich darüber stolpert und die Inschrift der Steine liest, für den wird Geschichte unmittelbar erfahrbar.
Die soziale Skulptur der Stolpersteine spricht mit uns, still, leise und unaufdringlich, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Eine ihrer Botschaften lautet: „Zur Mahnung an uns, jeder Missachtung des Lebens und der Würde des Menschen mutig und ohne Zögern entgegenzutreten.“
Digitales Gedenkbuch, Teil IV: Stolpersteine Gelsenkirchen
Seit 2009 verlegt Bildhauer Gunter Demnig in Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein Gelsenzentrum e.V. und unserer Projektgruppe auch in Gelsenkirchen Stolpersteine. Unsere intensive, mehr als zehnjährige Recherchearbeit zu den jeweiligen Lebens- und Leidenswegen der Menschen ist in die Dokumentationen eingeflossen, die hier auf dieser Webseite in verschiedener Sortierung abrufbar sind. Diese Dokumentationen bilden in ihrer Summe den Teil IV des digitalen Gedenkbuch Gelsenkirchen.
In Gelsenkirchen verlegte Stolpersteine
Stolpersteine → alphabetisch nach Namen
Stolpersteine → nach Stadtbezirken, Stadtteilen und Straßen
Stolpersteine → nach Datum der Verlegung
Stolpersteine → vertriebene jüdische Schüler Realgymnasium, heutiges Grillo-Gymnasium
Im Stadtplan "Karte der Erinnerung" finden Sie alle Verlegeorte in Gelsenkirchen
Eine Übersicht der bisher im Stadtraum Gelsenkirchen verlegten Stolpersteine bietet auch ein digitaler Stadtplan. Mit einem Klick auf ein Stolperstein-Symbol in der Karte wird ein Fenster aufgerufen, ein weiterer Link führt zu den jeweiligen Dokumentationen von Lebens- und Leidenswegen der Menschen, an die bisher 350 Stolpersteine sowie eine Stolperschwelle in unserer Stadt erinnern. (Stand 19. Juni 2024)
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Gruppenbezogene Erinnerungsorte: In Gelsenkirchen verlegte Stolperschwellen
Stolperschwelle → Gelsenkirchen-Buer
Während Stolpersteine personenbezogene Erinnerungsorte an die NS-Verfolgung sind und in der Regel an den letzten freiwilligen Wohnorten der verfolgten Personen verlegt werden, sind Stolperschwellen gruppenbezogene Erinnerungsorte, z.B. Orte der Zwangsarbeit, Sammelorte für die Deportation ganzer Gruppen, usw.. Gelsenkirchens erste Stolperschwelle hat Bildhauer Gunter Demnig am 23. Mai 2019 vor dem Polizeipräsidium in Buer verlegt. In diesem Gebäude befand sich neben dem buerschen Dienstsitz von Gestapo und Kripo auch ein Polizeigefängnis. Diese Stolperschwelle erinnert an Zwangsarbeiter in Gelsenkirchen zwischen 1940-1945 und macht gleichwohl auch einen der Unrechtsorte im Gelsenkirchen während der NS-Zeit sichtbar, denn für viele Zwangsarbeiter begann im ehemaligen Polizeigefängnis der Weg in einen gewaltsamen Tod.
Stolperschwelle
Abb.: Stolperschwelle in Gelsenkirchen-Buer
Die Gelsenkirchener Stolperstein-Initiative plant die Verlegung weiterer Stolperschwellen in Gelsenkirchen. Diese Stolperschwellen werden den Opfern von Zwangsterilisation und NS-Krankenmord, eine weitere Stolperschwelle den gequälten, gedemütigten und ermordeten Sinti und Roma gewidmet. Auf einer Stolperschwelle werden keine Namen genannt, darauf kann in wenigen Zeilen dokumentiert werden, was bspw. an einem Ort geschah. Eine Stolperschwelle basiert auf den Maßen der Stolpersteine (Breite 96mm). Da die Kosten für eine Stolperschwelle um ein vielfaches höher sind als für einen Stolperstein, bitten wir um Spenden, Bankverbindung: Stolpersteine Gelsenkirchen, IBAN: DE79 4205 0001 0132 0159 27, Stichwort "Stolperschwelle". Eine entsprechende Spendenquittung kann auf Wusch von uns ausgestellt werden.
"Stolpersteine NRW": Digitales WDR-Angebot gegen das Vergessen
Derzeit liegen 16.000 Stolpersteine in NRW, weitere kommen ständig hinzu. Der WDR hat die Geschichte der Menschen hinter den Steinen des Bildhauers Gunter Demnig auch digital zugänglich gemacht: mit interaktiver Karte, Texten, Fotos, Audios, Illustrationen und Augmented-Reality-Elementen. "Stolpersteine NRW" ist seit Anfang 2022 als App auf dem Smartphone und am PC/Laptop im Desktop-Browser nutzbar. In der App sind auch alle bisher in Gelsenkirchen verlegten Stolpersteine erfasst, eine Karte zeigt alle Stolpersteine in NRW und bietet entlang kuratierter Routen Infos zu den Menschen hinter den Steinen – gegen das Vergessen.
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