STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN
Gemeinsam erinnern statt Vergessen
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HIER WOHNTE
LEO GOMPERTZ
JG. 1887
FLUCHT 1939
HOLLAND
1940 USA
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HIER WOHNTE
BETTY GOMPERTZ
GEB. ISACSON
JG. 1900
FLUCHT 1939
HOLLAND
1939 USA
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HIER WOHNTE
ALBERT GOMPERTZ
JG. 1921
FLUCHT 1939
HOLLAND
1939 USA
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HIER WOHNTE
FRITZ GOMPERTZ
JG. 1924
FLUCHT 1939
HOLLAND
1939 USA
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HIER WOHNTE
ROLF GOMPERTZ
JG. 1928
FLUCHT 1938
HOLLAND
1939 USA
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Verlegeort: Bahnhofstraße 22, Ecke Klosterstraße, Gelsenkirchen
Abb. 1: Albert Gompertz starb am 20. Februar 1920 an den Folgen einer Grippe, seine Frau Sophie am 20. Januar 1927. Sie wurden in Gelsenkirchen auf dem alten Jüdischen Friedhof an der Wanner Straße/Oskarstraße bestattet.
Die Geschichte der jüdischen Familie Gompertz, die ursprünglich am Niederrhein beheimatet war, lässt sich bis 1765 zurückverfolgen, als in Issum Alexander Gompertz geboren wurde. Er war der Großvater von Gumpel Gompertz, 1820 in Uerdingen geboren. Gumpels ältester Sohn Albert Gompertz, geboren am 20. Mai 1857 in Krefeld gründete 1889 in Gelsenkirchen eine Familie, in- dem er die am 18. Mai 1853 in Gelsenkirchen geborene Sophie Rubens heiratete. Albert Gompertz eröffnete 1889 das in der Folge weit über Gelsenkirchen hinaus bekannte Pelzhaus Gompertz an der damaligen Friedrichstrasse (die spätere Schalker Straße).
Das Pelzhaus florierte, zur weiteren Expansion mietete Albert Gompertz 1909 ein Geschäftshaus an der Bahnhofstr.22, Ecke Klosterstraße, das er dann einige Jahre später kaufte. Aus seiner Ehe mit Sophie gingen fünf Kinder hervor, der älteste Sohn war Leo Gompertz, geboren am 15. Januar 1887 in Coesfeld. Er heiratete die in Rotterdam am 20. Dezember 1900 geborene Betty Isacson am 23. Januar 1921 in Gelsenkirchen. Betty war die älteste Tochter von Isidor und Flora Gompertz, geborene Masur. Das Ehepaar Isacson hatte sechs Kinder, sie alle überlebten den Holocaust. Isidor und Flora Isacson hingegen wurden am 28. Mai 1943 in den Gaskammern des im südöstlichen Polen erreichtete Vernichtungslagers Sobibor ermordet.
Leo und Betty Gompertz hatten drei in Gelsenkirchen geborene Söhne, Albert, geboren am 15. November 1921, Fritz, geboren am 13. April 1924 und Rolf, geboren am 28. November 1928. Der Familie Leo Gompertz gelang Anfang 1939 die Flucht aus Nazi-Dautschland zunächst nach Holland und daran an- schließend die Auswanderung in die USA.
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Abb. 2: In unbeschwerten Tagen: Betty und Leo Gompertz mit Albert (Links), Rolf (Mitte) und Fritz (später Fred) in Gelsenkirchen, 1930.
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Leo Gompertz: ein jüdischer Aktivist
Leo Gompertz war ein erklärter Patriot, ein Mann strenger Prinzipien und hoher Ideale. Ihm war von seiner Mutter wie von seinen Großeltern beigebracht worden, was es hieß, ein Jude zu sein. Er engagierte sich aktiv in der jüdischen Gemeinschaft Gelsenkirchens und prägte sie entschieden mit. Kurz nachdem er in das väterliche Geschäft eingetreten war, etwa in den frühen 1920er Jahren, übernahm er die Leitung der jüdischen Jugendorganisation und war auch Mitglied des Vorstandes der jüdischen Jugendorganisation in Berlin. Seine Aktivitäten in der jüdischen Jugendbewegung änderten sich natürlich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914, als viele dieser Jugendlichen zum Heeresdienst eingezogen wurden.
Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten
Abb.: In der Pogromnacht 1938 zerstörte 'Ehrentafel', "Die Israelitische Gemeinde Gelsenkirchen - Ihren im Weltkrieg 1914-1918 gefallenen Söhnen - Als Zeichen Dankbarer Erinne- rung". Die Bronzetafel war eine Spende der Moses Stern AG, Gelsenkirchen.
In seiner Familie sprach Leo Gompertz wenig über seine Zeit bei der Infanterie, aber er erhielt das Eiserne Kreuz für seinen Fronteinsatz. Er wurde 1918 demobilisiert. Im Jahr 1919 half er dabei, die Organisation jüdischer Frontsoldaten (Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten - RJF) mit aufzubauen. Er war auch Präsident dieser Organisation für den Bezirk Rheinland/Westfalen, Ortsgruppe Gelsenkirchen. Diese Organisation wurde gegründet, um Juden gegen den haltlosen Vorwurf zu verteidigen, dass sie nicht an der Verteidigung des "Vaterlandes" teilgenommen hätten. Eine sehr wichtige Leistung des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten war unter anderem die Publikation eines Buches mit den Namen von 12.000 deutschen Soldaten jüdischer Herkunft, die ihr Leben im Ersten Weltkrieg verloren hatten. 43 junge Freunde von Leo Gompertz, sie stammten alle aus Gelsenkirchen, verloren ihr Leben als Soldaten zwischen 1914 und 1918. Man hoffte, dass dieses Opfer wahrgenommen würde. Es ist eine Tatsache, dass Juden relativ zu ihrem Anteil an der deutschen Bevölkerung in einem größeren Anteil in der deutschen Armee dienten.
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Abb.: Militär-Dienstzeitbescheinigung für Unterzahlmeister Leo Gompertz
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Leo Gompertz - im Dienst des Judentums
Es war vielen nicht recht, wenn man öffentlich, besonders in "rechts" gerichteten Kreisen oder nationalen Verbänden, als Jude für sein Judentum eintrat. Das war nötig, als im Sommer 1920 der Deutschvölkische Schutzbund Kleim-Roden, den Herausgeber der Zeitung "Die Wahrheit" (die in Düsseldorf erschien) zu einer Massenkundgebung nach Gelsenkirchen entsandte. Zu dieser Kundgebung wurden durch große öffentliche Plakate alle Interessenten in das Evangelische Vereinshaus Gelsenkirchen-Schalke eingeladen, in dem wir Jahre vorher unsere Bezirkstagung abgehalten hatten.
Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund:
Auf Initiative des "Alldeutschen Verbands" wurde mit anderen völkischen Gruppierungen wie dem Reichshammerbund im Februar 1919 der "Deutsche Schutz- und Trutzbund" gegründet, der sich ein dreiviertel Jahr später in "Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund" umbenannte. Die tiefgreifende Umbruchphase nach dem Ersten Weltkrieg, die bürgerkriegsähnlichen Zustände, die Auswirkungen der beginnenden Inflation und die verbreitete Orientierungslosigkeit in der Bevölkerung schufen einen günstigen Nährboden für antisemitische und völkische Propaganda. So zählte der Bund bereits Ende 1919 über 25.000 Mitglieder in 85 Ortsgruppen. Bis zum Jahr seines Verbots 1922 wuchs die Zahl auf nahezu 200.000 Mitglieder in über 600 Ortsgruppen an. Von seinen Mitgliedern forderte er den Nachweis "arischer" Abstammung, als Vereinssymbol diente das Hakenkreuz. Die einzelnen Ortsvereine beschäftigten sich mit völkischen Rassentheorien und der Deutschtumsforschung und veranstalteten Sonnenwendfeiern sowie Jugendwanderungen. Einmal im Jahr wurde der "Deutsche Tag" einberufen. Er fungierte als eine Art Hauptversammlung des Bunds, der in der frühen Weimarer Republik die weitaus größte völkisch-antisemitische Organisation darstellte.
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Der Vorstand des Bezirksverbandes des Centralvereins Rheinland-Westfalen in Essen beschloss, seinen damaligen Syndikus, zwei weitere Vertreter und drei Vorstandsmitglieder der Ortsgruppe des C.V in Gelsenkirchen, zu denen auch Leo Gompertz gehörte, zur Kundgebung des "Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes" zu entsenden.
Da Leo Gompertz die Gelsenkirchener Kreise als Geschäftsmann besonders gut kannte, hatte er die Aufgabe, besonders festzustellen, wer von den Industriellen an dieser Kundgebung teilnahm. Zu seinem Schrecken und später zum Schaden seines Geschäftes musste er feststellen, dass nicht nur Kommerzienrat Emil Kirdorf, der Hauptgeldgeber Hitlers, sondern auch die Herren Küppersbusch, andere Industrielle und viele Rechtsanwälte und Ärzte anwesend waren.
Ein Herr Herdejost, der während des ganzen Krieges als Büroangestellter bei der Firma Küppersbusch gearbeitet hatte, leitete die Versammlung. Als er sah, dass auch Leo Gompertz anwesend war, ließ er ihn auffordern, den Saal zu verlassen. Den sehr jungen Menschen, die er mit dieser Aufforderung zu ihm sandte, erklärte Leo Gompertz, dass er durch Erwerbung der Eintrittskarte, die ihm ein ehemaliger Klassenkollege vom Gymnasium Schalke, Otto König, verkauft hatte, ein Recht habe zu bleiben, bis die Versammlung zu einer geschlossenen Mitgliederversammlung erklärt würde. Nachdem Gompertz weiter auf seinem Recht bestand, erklärte Herdejost vor der Redner- tribüne "schließlich" die Versammlung zu einer "geschlossenen Mitgliederversammlung". Hierauf verließ Leo Gompertz den Saal ohne irgendeinen Zwischenfall bis dahin.
Vielen seiner nichtjüdischen Bekannten und Freunde passte das nicht, und es kam zu einer großen Schlägerei. Da Leo Gompertz der Bekannteste unter den anwesenden Juden war, machte der "Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund" ihm den Prozess unter dem Titel "Leo Gompertz und Genossen wg. Hausfriedensbruch und Körperverletzung". Die Anklage endete für ihn mit einem glatten "Freispruch", sowohl vor dem Amtsgericht in Gelsenkirchen unter dem Vorsitz des Amtsgerichtsrats Dr. Korsch, als auch in der Berufungsinstanz beim Landgericht in Essen, wo er von dem damaligen Landesverbands-Vorsitzenden des C.V, Herrn Rechtsanwalt Dr. Ernst Herzfeld (Abel & Herzfeld) vertreten wurde. "Von der Anklagebank konnte ich viele ehemalige Schulkollegen des Gymnasiums als Zeugen für den "Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund" aussagen hören" sagte Leo Gompertz später.
Haus Berta, das Jugend- und Ferienheim in der Heide - ein Stück Familiengeschichte
Abb.: Das Haus Berta in den Dreißiger Jahren
Weil jüdische Jugendliche nicht mehr an Freizeitmaßnahmen teilnehmen durften und auch nicht mehr in Jugendherbergen hinein konnten, gründete Leo Gompertz 1934 unter dem Dach des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten das Haus Berta, ein Jugend- und Ferienheim für jüdische Kinder und Jugendliche. Haus Berta befand sich von 1934 bis 1937 am Rande von Dorsten-Holsterhausen, hinter der Bundesstraße 58 bereits auf Schermbecker Gebiet. Im Haus Berta konnten rund 200 junge Leute untergebracht werden.
Abb.: Erste Bauarbeiten auf dem Gelände von Haus Berta
Nach der Machtübergabe an die Nazis 1933 wurden in Deutschland jüdische Menschen zunehmend sukzessive vom öffentlichen Leben und auch aus Sportverbänden und -vereinen aus- geschlossen. Sportplätze, Schwimmbäder, Jugendferienheime und Zeltlager waren für sie nicht mehr zugänglich. Haus Berta sollte die Lücke füllen, ein sportlich kultureller Treffpunkt sein und die deutsch-jüdische Identität der Kinder und Jugendlichen fördern und stärken. Die Einrichtung Haus Berta wurde gelegentlich von verschiedenen Seiten auch als eine Art Umschulungsheim beschrieben, in dem Jugendliche auf das Leben in einem anderen Land vorbereitet werden sollten, doch die Hachschara unterhielt eigene Einrichtungen. Haus Berta war jedoch vor allem eines, ein Stück jüdische Selbstbehauptung in dunkler Zeit und damit im weiteren Sinne auch eine Form von jüdischem Widerstand. Ohne die nationalistische Unterdrückung und gesellschaftliche und wirtschaftliche Isolierung jüdischer Menschen hätte es Haus Berta wohl nicht gegeben.
Abb.: Einweihung von Haus Berta 1934
Julius Goldschmidt, Direktor des Kaufhaus Alsberg in Gelsenkirchen, hatte sein Grundstück nebst einer Baracke zur Verfügung gestellt. In kürzester Zeit bauten Jugendliche und Erwachsene die Baracke zu einem Ferienheim aus.
Benannt wurde das Ferienheim Haus Berta nach der 1934 verstorbenen Mutter von Julius Goldschmidt. Zur Einweihung am 29. Juli 1934 kamen hochrangige Festredner aus Köln und Berlin.
Rabbiner Dr. Selig Sigmund Auerbach aus Recklinghausen übernahm die religiöse Betreuung der Ferienkinder. "In den drei Jahren seiner Existenz", so Auerbach nach dem zweiten Weltkrieg, "ermöglichte Haus Berta vielen Hunderten von jüdischen Jungen und Mädchen glückliche und ungetrübte Ferien, die sie anderswo in Deutschland nicht mehr haben konnten".
Abb.:Leo Gompertz mit den ersten Gästen von Haus Berta
Haus Berta gewann nach der Einweihung rasch überregionale Bedeutung. Jüdischen Jugendliche vor allem aus dem Rheinland, aus Westfalen, Hessen und dem Ruhrgebiet verbrachten dort Freizeiten. "Ich war 17 Jahre alt, als ich die Atmosphäre dieses Hauses kennen lernte, die Zeltlager und Sportveranstaltungen, Laufwettbewerbe und Gymnastik. Wir waren anfangs nicht auf ein Leben in der Emigration ausgerichtet, die Hachschara war vor allem Sache der zionistischen Gruppen, des Hechaluz." erinnerte sich ein Zeitzeuge in den 1960er Jahren.
Dennoch: die Kinder von Haus Berta nahmen nicht nur an Sport-, Spiel- und Kulturveranstaltungen teil, sie enthielten auch berufliches Training (z.B. in der Schreinerei) und Sprachunterricht. Manchem gab dies den nötigen Mut und die Kraft, sich im Exil zu behaupten und ein neues Leben aufzubauen. Sie nahmen die Erinnerung an Haus Berta mit: nach Argentinien und Australien, nach Chile, England und in die Vereinigten Staaten. Enrique Jorge Isakowitz aus Buenos Aires erinnerte sich 1964:"... dass wir Theater in einer Jugendbühne spielten und im Winter morgens früh in Turnhose Dauerlauf durch den Schnee machten und Alarmübungen, um Schnelligkeit in Reaktion und Anziehen zu erwerben. (...) Mir gab jene Erziehung Rückgrat. Genug davon, um eine schwere Auswanderung mit 16 Jahren, die Umstellung und Einordnung in ganz andere, fremde Lebensformen überwinden zu können."
Träger von Haus Berta war der RJF, der Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten. Haus Berta bestand bis ins Jahr 1937, während eines Schabbatgottesdienstes wurde das Haus schließlich von der Gestapo geschlossen. Im November 1938, in den Tagen der Pogromwoche, wurde Haus Berta von unbekannten Tätern, vermutlich waren es Nazischergen, in Brand gesteckt und vom Feuer zerstört. Haus Berta wurde nicht wieder aufgebaut.
Albert Gompertz schreibt in seinen Memoiren: "Für mich ist Haus Berta ein (sehr lebendiges) Stück Familiengeschichte. Es ist die Geschichte meines Vaters Leo Gompertz, der Haus Berta gegründet hat, aber auch die von vielen Freunden der Familie."
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Die Geschichte von Haus Berta ist jedoch auch ein Stück deutsch-jüdischer Geschichte. Sie enthält Tragik und Leid, aber auch Hoffnung, Zuversicht und Selbstbehauptung. Drei Jahre lang - von 1934 bis 1937 - war das Haus temporärer Fluchtpunkt für jüdische Jugendliche und eine Antwort auf die Ausgrenzung und Entrechtung der "Nationalsozialisten". Es lag bei Schermbeck, nicht weit von Gelsenkirchen und doch Welten entfernt.
Abb.: Von links nach rechts: Moritz Heymann, Siegfried Block, Julius Meier, Leo Gompertz, Hartog Heymann (alle Gelsenkirchen), Albert Süsskind (Köln), Vorsitzender des RJF, unbekannt, Julius Goldschmidt (Besitzer des Geländes "Haus Berta"), Vetreter eines zionistischen Landesverbandes, Dr. Salomon Ehrmann (Frankfurt/Main), Mitglied des Führerrates der Orthodoxie)
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Verfolgung und Ausgrenzung
Abb.: Pelzwaren Albert Gompertz Gelsenkirchen, Werbeschrift um 1922. Das Foto zeigt das Pelzhaus an der Bahnhofstraße 22/Ecke Klosterstraße um 1909. In der ersten Etage lebten Albert und Sophie Gompertz, in der zweiten Leo und Betty mit ihren Kindern. In der dritten Etage hatten u.a. das Kindermädchen Henny Rohrbach und andere Hausangestellte ihre Zimmer.
Kurz nach der Machtübetragung an Adolf Hitler am 30. Jauar 1933 begannen unorganisierte Angriffe und Boykotte gegen Geschäfte und Betriebe jüdischer Inhaber, auch das Unternehmen von Leo Gompertz war davon betroffen. Am 1. April 1933 folgte dann überall in deutschen Städten, so auch in Gelsenkirchen, der staatlich initiierte und gelenkte so genannte "Judenboykott". Posten der SA, HJ, und des 'Stahlhelm' hinderten die Kundschaft am betreten der Geschäfte. Das hatte zur Folge, das Leo Gompertz 1933 so in den Konkurs getrieben wurde, das Komkursverfahren wurde im Juli 1933 eröffnet. Nach Beendigung des Konkursverfahrens wurde eine 'Gompertz Pelz- und Mode G.m.b.H.' neu errichtet, die Zwangsverwaltung aufgehoben.
Abb.: Turnergruppe des 'Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten' in Gelsenkirchen, In der Mitte sitzend Leo Gompertz, dahinter der Gelsenkirchener Zahnarzt Dr. Paul Eichengrün.
Auch in der Folgezeit wurde das Geschäft von Leo Gompertz wiederholt boykottiert und von SA-Gruppen belagert. Angesichts der ständigen Bedrohungen und Beschimpfung könnte man fragen, warum Leo Gompertz nicht eher mit seiner Familie Deutschland verließ. Der Grund hierfür war, dass er mit der Führung der jüdischen Organisationen übereinstimmte, die meinten, dass Emigration Flucht bedeuten würde und damit die übrige jüdische Bevölkerung ihrem Schicksal überlassen würde. Diese Position wurde auch in den deutschen Synagogen gepredigt. Leo Gompertz hat sich Zeit seines Lebens auf vielfältige Art und Weise für dass jüdische Gemeinwohl eingesetzt. Der Zeitzeuge Eliahu Ben Yehuda, formals Erich Stiefel († 2008) aus Gelsenkirchen erinnerte sich in einem Interview an eine Begebenheit aus den Dreißiger Jahren:
"Wir konnten nicht mehr in die Turnhalle. Wir hatten die Turnhalle von der Stadt bekommen, im Lyzeum. Aber die wurde dann für uns gesperrt, genauso wie wir nicht mehr in die städtische Badeanstalt durften. Da hat uns Leo Gompertz geholfen - die Familie hatten ein Logenhaus über der Schauburg auf der Bahnhofstraße. Diese Logenhalle war ziemlich groß und die haben wir dann als Sporthalle bekommen. Wir konnten dort einigermaßen weiter turnen. Wir machten dort auch einen Boxkurs, mit der Absicht, dass wir uns verteidigen können".
Abb.: Trotz aller Anfeindungen plädierte Leo Gompertz für ein Bleiben der Juden in Deutschland. Er prangerte den nationalsozialistischen Antisemitismus öffentlich an und scheute sich nicht, dies auch in Form einer Zeitungsannonce zu tun, die er gemeinsam mit einigen Geschäftsfreunden finanzierte. Die Unterzeichner wandten sich entschieden gegen die Verleumdung und Zurücksetzung jüdischer Unternehmer. Die nebenstehende Anzeige wurde am 5. Mai 1933 in der "Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung" abgedruckt.
Im Juli 1938 musste Leo Gompertz erleben, wie sehr sich mittlerweile der Antisemitismus intensiviert hatte. Der Industriemanager Emil Kirdorf, ein besonders wichtiger und früher finanzieller Unterstützer von Hitler, war gestorben. An der überdimensionierten Trauerfeier nahm Hitler persönlich teil, bei dem anschließenden Trauerzug durch die Gelsenkirchener Innenstadt war der "Führer" nicht mehr zugegen. Himmler, Gauleiter Alfred Meyer* und weiteren "Größen" des Regimes und Scharen von SA-Leuten begleitet, Himmler und die Naziführung drohten damit, die Bahnhofstraße zu verwüsten, "... weil sich dort noch immer viele Jüdische Geschäfte befinden."
Leo Gompertz über die Novemberpogrome in Gelsenkirchen
1966 verfasste Leo Gompertz einen Bericht über seine Erlebnisse in der Pogromnacht:
"Ich war nach dem Mord in der Pariser Botschaft auf die "Kristallnacht" vorbereitet. Bevor ich am 9. November mein Geschäft verließ, räumte ich meinen Schreibtisch auf und traf die notwendigen Vorbereitungen für meine Frau. Nur angeblich entlud sich in der "Kristallnacht" der "Volkszorn" der Deutschen, in Wirklichkeit war sie von Goebbels und Göring organisiert worden und wurde durchgeführt von der SA in ihren langen dunklen Mänteln und Stiefeln. Sie hatten lange Brecheisen und zerstörten systematisch die Schaufenster aller Geschäfte in jüdischem Besitz. Darunter auch die neun großen Ausstellungsfenster meines Ladens. Ich blieb in unserer Wohnung oberhalb des Geschäftes und wartete darauf, in Schutzhaft genommen zu werden. Ich erhielt einen Telefonanruf, der mich darauf aufmerksam machte, dass die Synagoge in Brand stand. Von einem Fenster der oberen Etagen konnte ich die Flammen sehen und auch die Feuerwehrwagen, die nur gekommen waren, um die Nachbargebäude zu schützen. Die Feuerwehr tat nichts, um das Feuer in der Synagoge zu löschen.
Dann kam der Moment: Ein SA-Offizier kam mit drei Männern in unsere Wohnung an der Bahnhofstraße 22. Erst durchsuchten sie die Wohnung nach Waffen, dann nahmen sie mich mit. Meine Jungen schliefen, und ich sagte meiner tapferen Frau auf Wiedersehen. (Mein ältester Sohn Albert befand sich in einer Schule in Cottbus, östlich von Berlin, und ich wusste nicht, wie es ihm erging.) Ich wurde zum Gefängnis beim Polizeiamt gebracht. Als ich das Haus verließ, sah ich die zerbrochenen Fenster und all die wertvolle Ware auf der Straße. Ich wurde mit dreizehn anderen Männern in eine Zelle gesteckt, manche der anderen waren blutig geschlagen worden. Wir konnten nur abwarten und das Beste aus unserer Situation machen. Die Polizei stand in dieser Nacht mit Gewehren Wache, aber es war ihnen nicht erlaubt, die SA daran zu hindern, ihr Zerstörungswerk fortzuführen. Der kommandierende Polizeioffizier grüßte uns mit den Worten: "Heute ihr, morgen wir." Was diese Worte meinten und für die Zukunft bedeuten sollten, konnten weder wir noch er voraussehen.
Gegen Mitternacht kam ein Vertreter der Stadt und forderte Ewald Elsbach und mich auf, ein Dokument zu unterschreiben, das erlaubte, die ausgebrannte Synagoge und das Gemeindehaus abzureißen. Wir weigerten uns, das Dokument zu unterschreiben, weil nur der Vorsitzende des Repräsentanten-Kollegiums oder unser Rabbiner, Dr. Siegfried Galliner, das Recht hätten, eine solche Genehmigung zu erteilen (Dr. Galliner war zu dieser Zeit im Hause des Vorsitzenden der Gelsenkirchener Zionisten und keiner der Bewohner dieses Hauses war verhaftet worden.) Am Mittag des 10. November kam dann Herr [Paul] Hohnroth, der einige Jahre vorher Lehrer meines Sohnes → Albert gewesen war, mit einer Gruppe von Gymnasiasten in unser Geschäft und zerstörte die Inneneinrichtung vollständig und alles, was noch nicht in der vorherigen Nacht verwüstet worden war.
[Anm. d. Verf.: Paul Hohnroth (Jg. 1889), war Oberschullehrer am Realgymnasium Gelsenkirchen. Hohnroth war bereits seit dem 1.7.1933 Mitglied im "Nationalsozialistischen Lehrerbund" (NSLB), als er am 5. Juni 1937 die Aufnahme in die NSDAP beantragte. Rückwirkend zum 1. Mai 1937 wurde er in die NSDAP aufgenommen (Mitgliedsnr.: 4444758). Laut der NSDAP-Gaukartei gehörte Paul Hohnroth der Ortsgruppe Altstadt an.] Siehe auch: Die Dabeigewesenen: Paul Hohnroth, Karriere eines nationalsozialistischen Lehrers
Meine jüdischen Angestellten wurden gezwungen, alles zu reinigen und die Glassplitter mit bloßen Händen aufzuheben. Mein zweiter Sohn → Fritz, der zu dieser Zeit 14 Jahre alt war und als Lehrling in unserer Werkstatt gearbeitet hatte, wurde ebenso gezwungen, beim Aufräumen zu helfen. Für diese Zeit muss ich unseren jüdischen Frauen, die in dieser Zeit, ohne eine Träne zu vergießen und sich durch die Männer, die ihre Männer blutig geschlagen hatten, einschüchtern zu lassen, Haltung bewiesen, großes Lob aussprechen. Sie taten alles, um ihre Männer so schnell wie möglich zu befreien. Zwischen dem 15. und 18. November 1938 wurden alle in Gelsenkirchen verhafteten Juden (wieder) freigelassen und nicht in Konzentrationslager geschickt. Aber bei verschiedenen anderen Gelegenheiten waren ja schon jüdische Männer für Wochen und Monate in Konzentrationslager eingewiesen worden. Dort hatten sie hungern müssen, sie waren geschlagen worden, viele starben oder kamen verletzt zurück. Ich bekam den "Befehl", mein Haus an einen mir bezeichneten Interessenten zu verkaufen und mein Geschäft nie wieder zu eröffnen. Weiterhin wurde mir "befohlen", so bald wie möglich zu "emigrieren"."
[Anm. d. Verf.: Im Anschluss an die beschämenden Ereignisse der so genannten "Reichskristallnacht" (9. November 1938) wurde Leo Gompertz mit weiteren Gelsenkirchener Juden in so genannte "Schutzhaft" genommen und in das Polizeigefängnis an der Ahstr./ Machensplatz eingeliefert. Die Männer wurden im Gefängnis bedroht, geschlagen und gedemütigt. Am 15. November 1938 wurde Leo Gompertz wieder aus der "Schutzhaft" entlassen, zusammen mit den anderen Juden, die der damalige Kreiswirtschaftsberater der NSDAP bei der Entlassung vor dem Gefängnisgebäude antreten liess. Bei diesem "Schlussappell" wurde Leo Gompertz der Befehl erteilt, unverzüglich sein Geschäft zu liquidieren und seinen Grundbesitz zu einem Bruchteil des tatsächlichen Wertes zu veräußern. Zwei Tage später fand dann der "Verkauf" des Grundbesitzes Bahnhofstraße 22/Ecke Klosterstraße an Wilhelm Rüter statt. Die Auflassung lt. Grundbuch datiert auf den 17. November 1938, der "Kaufvertrag" ist auf den 18. November 1938 datiert. Wilhelm Rüter (Jg. 1908) ist am 1. Mai 1933 in die NSDAP eingetreten. Laut der NSDAP-Zentral-Kartei gehörte Rüter der Ortsgruppe Oberhausen an (Mitgliedsnr.: 2863654). In der Zentralkartei findet sich auf der Karte von Wilhelm Rüter ein Porträtfoto (7. Juli 1936), diese Fotos wurden im Zusammenhang mit der Ausstellung eines Mitgliedsbuches aufgeklebt. Ein Anspruch auf Tausch der NSDAP-Mitgliedskarte gegen ein NSDAP-Mitgliedsbuch bestand ab 1933 nach zweijähriger Mitgliedschaft in der NSDAP.]
Neben dem Komplex auf der Bahnhofstr. 22 besaß Leo Gompertz auch ein großes Gartengrundstück an der Zeppelinallee/Ecke Wittekindstr sowie weitere Grundstücke und Häuser, die ihm im Zuge des staatlich legitiemierten Raubes, von den Nazis "Arisierung" genannt, weggenommen worden sind. Auch verlor die Familie ihren persönlichen Besitz wie Schmuck, Kunstgegenstände, Hausrat und auch die Wohnungseinrichtung. In der Schriftenreihe des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen, Bd. 13: „Was die Nationalsozialisten 'Arisierung' nannten“, (Klartext, 2007) findet sich eine Darstellung der Enteignungen von Leo Gompertz auf Basis des damaligen Forschungsstandes : → Pelzhaus Gompertz
Vorbereitung der Emigration
Abb.: Liftvan oder kurz "Lift", im NS-Jargon auch "Judenkisten" genannt, im Bremer Hafen.
Als Leo Gompertz "befohlen" wurde, sein Pelzgeschäft aufzugeben und auch das Haus ohne Entschädigung abzugeben, war ihm "erlaubt" worden, das Inventar des Geschäfts zu verkaufen. Aber natürlich nur für einen Betrag, der keineswegs dem Wert entsprach. Als dies getan war, begann er, den persönlichen Besitz der Familie in Transportkisten (Liftvans) zu packen. Er hoffte, dass er diese mit nach Amerika nehmen könnte, obwohl er bis dahin noch keine Visa zum Verlassen Deutschlands oder für die Einwanderung in irgendein anderes Land hatte. Die Transportkisten wurden in einen großen Wagen gepackt, aber sie kamen nie aus Europa heraus.
Abb.: Die Spur der Liftvans (Überseekisten) mit dem Umzugsgut der Familie Gompertz konnte im späteren Rückerstattungsverfahren bis in den Hafen von Antwerpen zurück verfolgt werden. Letztlich konnte aber der endgültige Verbleib des Umzugsgutes nicht geklärt werden.
Familie Gompertz erfuhr später, das die Transportkisten möglicherweise bei der Invasion Belgiens zerstört oder geplündert worden waren. Sie sahen nichts von ihren persönlichen Besitz je wieder. Bevor es so weit gekommen war, etwa um 1936, hatte Leo Gompertz sich schon einmal um Visa für die Einreise in die USA beworben. Dort hatte Mutter Gompertz' Vater eine Cousine, eine Gesangslehrerin, die in New York lebte. Familie Gompertz brauchten eine Bürgschaft, bevor sie sich überhaupt um ein Visa für die USA bei der Botschaft bewerben konnte. Leider hatte die Verwandte aber nicht genug Geld und sie brauchte Zeit, um Helfer zu finden. Glücklicherweise schaffte sie es dann doch noch, finanzielle Mittel zu bekommen und Familie Gompertz war so in der Lage, die so dringend benötigten Ausreisevisa zu beantragen.
Abb.: Auschnitt aus dem Reisepass von Betty Gompertz, aus- gestellt am 31. Januar 1939
Während Leo Gompertz das Geschäft liquidieren mußte, gelang es ihm, bei der Polizei Papiere zu besorgen, so dass Sohn Fritz und dessen Bruder Albert befristete Visa bekamen. Diese konnten so Deutschland verlassen und in ein Flüchtlingscamp in Holland unterkommen.. Der jüngste Bruder Rolf, der zu dieser Zeit etwa zehn Jahre alt war, war bereits von einem nicht-jüdischen Holländer über die Grenze geschmuggelt worden und lebte bei seinen Großeltern in Holland. Aber obwohl die Eltern meiner Frau in Holland lebten, erhielt sie kein Einreisevisum, weil auch die Holländer sich sehr restriktiv verhielten und Angst davor hatten, dass zu viele Menschen zu ihnen kämen.
Abb.: Familie Gompertz. Erstes Familienfoto in Amerika, 1941
Im März 1939 konnten dann auch Leo und Betty Deutschland verlassen und die Familie war wieder vereinigt. Sie kamen in ein Flüchtlingslager, das "Lloyd-Hotel" hieß. Es lag zwischen dem Hauptbahnhof und dem Frachthafen in Amsterdam. Es war ein großes Fabrikgebäude, das in Schlafsäle eingeteilt war. Nur einige wenige verheiratete Paare hatten private Räume. Obwohl die Unterkunft ziemlich primitiv war, waren alle glücklich, aus Deutschland heraus und wieder zusammen zu sein. Es dauerte bis August 1939, bis Mutter Gompertz und die drei Jungen Einreisevisa für die USA erhielten. Sie erhielten die Visa, weil Mutter Gompertz, die in Holland geboren war, unter die holländische Quote fiel und ihre Söhne unter 18 Jahren alt waren. Vater Leo Gompertz hatte bis dahin sein Visum noch nicht erhalten, weil er unter die restriktivere deutsche Quote fiel. Und so war er nicht in der Lage, zusammen mit seiner Frau und seinen Söhnen Holland zu verlassen. Er hatte das Glück, dass er im Januar 1940 das Visum für die USA erhielt, nur wenige Monate, bevor die deutschen Faschisten die Niederlande überfielen.
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Abb.: Das Gebäude Bahnhofstraße 22/Ecke Klosterstraße (Links) nach erfolgter "Arisierung", 1940. Über dem Eingang befindet sich jetzt die Werbeschrift der "Kundenkredit GmbH" - nichts erinnert mehr an den früheren Eigentümer Leo Gompertz.
Im gleichen Jahr, am 7. Februar 1940, wurde der Kaufmann Wilhelm Rüter (Rüter-Schuhe, Bahnhofstr.25) als neuer "Eigentümer" des Hauses Bahnhofstraße 22 in das Grundbuch eingetragen. Damit war die "Arisierung" des Eigentums der Familie Gompertz praktisch abgeschlossen.
Nach dem Krieg stellte der nun in den USA lebende Leo Gompertz Ende 1949 einen umfangreichen Antrag auf so genannte "Wiedergutmachung". Darin forderte er alle erlittenen Verluste von den jeweiligen Käufern und Nutznießern zurück. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurden Teile dieser Forderungen in eigene Vorgänge ausgegliedert, von denen Leo Gompertz jedoch letztlich nur das Verfahren um das Wohn- und Geschäftsgebäude Bahnhofstraße 22/Klosterstraße 2 und die Forderungen gegen das Deutsche Reich weiter verfolgte. Leo Gompertz forderte vom "Deutschen Reich", vetreten durch die Oberfinanzpräsidenten in Düsseldorf (dieser war zugleich Vetreter des Landes NRW in dieser "Wiedergutmachungssache") Entschädigung für die im Zuge des Novemberpogroms 1938 zerstörten Schaufensterscheiben seines Pelzgeschäftes in Höhe von 4.500 RM (Dieser Betrag wurde Leo Gompertz beim "Verkauf" seines Hauses an Rüter vom Kaufpreis abgegezogen), für seine beschlagnahmten Umzugsgüter und für die geleistete "Judenabgabe" in nicht genannter Höhe. Die im Rückerstattungsantrag angeführten Schäden der Pogromnacht waren Leo Gompertz dadurch entstanden, dass sein Versicherungsunternehmen, die Allianz- und Stuttgarterverein Versicherungs-AG Generalagentur L.& A. Sönnichsen, Widenbruchstraße in Gelsenkirchen sich weigerte, den bei ihr versicherten Glasschaden zu regulieren. Zur Begründung führte die Versicherung aus, es habe sich um "bürgerliche Unruhen" gehandelt.
Im Krieg hat das Haus Bahnhofstraße 22/Klosterstraße 2 schwere Bombenschäden erlitten. Es wurde durch den eingesetzten Treuhänder zutreffend als Totalschaden bezeichnet. Rückgabepflichtig war der Käufer und Besitzer Wilhelm Rüter. Gegen eine Nachzahlung von 35.000 DM verzichtete Leo Gompertz in einem Vergleich vom 5. September 1950 schließlich auf seine Ansprüche. Ob Leo Gompertz diese Nachzahlung dann auch tatsächlich von Wilhelm Rüter erhalten hat, ist nicht bekannt. Bekannt hingegen ist, das Rüter das Haus (Bahnhofstr. 22) wiederaufbauen ließ und es sich auch heute noch in Besitz der Familie Rüter/Kirsch befindet.
Albert Gompertz kehrte als amerikanischer Soldat im Zuge der Landung der westlichen Alliierten in der Normandie (D-Day, 6. Juni 1944) nach Europa zurück und kämpfte für die Befreiung der Völker Europas vom Faschismus: Experiences of Albert Gompertz
In den Erinnerungen von Fred (früher Fritz) Gompertz gab es bis dato nur ein Datum mit grundlegender Bedeutung für sein Leben: der 9. November 1938. Fred Gompertz erlebte als Kind die Pogrome gegen Juden in der so genannten "Reichskristallnacht" in Gelsenkirchen. Dann kam der 9. September 2001. Aber auch den Einsturz der Türme des World Trade Center in New York, den er fast hautnah miterleben musste, überlebte er. "Nine-eleven hat mein Leben ein zweites Mal zerstört" sagte Fred Gompertz nach seiner Rettung: Meine Geschichte - Fred Gompertz. Familie Gompertz hat uns freundlicherweise bereits vor einigen Jahren die niedergeschriebenen, lebensgeschichtlichen Erinnerungen von Albert und Fred Gompertz in der englischen Orginalfassung zusammen mit Fotografien und weiteren Dokumenten zur multimedialen Aufbereitung und Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Auf Basis dieser Materialien ist die vorstehende Dokumentation verfasst worden.
Die Patenschaften für die Stolpersteine, die schon bald am letzten selbstgewählten Wohnort an der Bahnhofstraße 22 an das Leben und Wirken von Leo, Betty Gompertz und ihren Kindern Albert, Fritz und Rolf erinnern werden, haben die Nachfahren der Familie Leo Gompertz übernommen.
Nach 1945: Leo Gompertz unterstützte den Aufbau der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen
Abb.: Anzeige in der jüdischen Exil-Zeitung 'Aufbau' am 9. November 1945
Abschrift des vorstehenden Artikels:
GELSENKIRCHENER
WIR WERDEN GERUFEN . . .
DAS JÜDISCHE HILFSKOMITEE GELSENKIRCHEN
schreibt an uns unter dem 18. Oktober 1945:
Unsere Not ist riesengross. Auf einmal sind wir wieder Deutsche; man verweigert uns jegliche besondere Behandlung, man lässt uns hungern und frieren. Wo bleibt da die Hilfe und Wiedergutmachung, die uns so oft durch Radio usw. versprochen wurde. Weshalb hat sich bis heute noch kein Vertreter der grossen amerikanischen Hilfsorganisationen sehen lassen . . . . Wir schreiben gerade Ihnen, da Sie früher segensreich in unserer Gemeinde gearbeitet haben. Sie haben möglicherweise nun auch dort Gelegenheit, für die kleine Zahl (6O) der zurückgekommenen Juden Ihrer Gemeinde etwas zu tun. . . . Aber bitte keine schönen Worte oder Versprechen, sondern etwas Positives. ... Im Namen Aller schon heute unseren Dank."
WIR RUFEN EUCH!
KEINER DARF FEHLEN!
Sendet an die unterzeichneteten Adressen sofort
EUERE POSTANSCHRIFT.
Wir werden euch zu einer Zusammenkunft einladen, um mit Euch Allen die schnellste Hilfeleistung zu beraten. Viele Briefe über mehr als 300 Juden aus Gelsenkirchen werden wir dann gleich- zeitig Euch zur Kenntnis bringen.
GELSENKIRCHENER, wo auch immer, SCHREIBT UNS
SOFORT!
Ihr, hier in New York, macht keine Telefongespräche!
In alter Verbundenheit:
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MAX KLEIN
Wadsworth Terrace
New York 33, N. Y. |
LEO GOMPERTZ
282 Cabrini Boulevard
New York 33, N. Y. |
Abb.:"Aufbau", 21.12.1945: Hilfe für Gelsenkirchen
Leo Gompertz setzte sich im Dienste des Judentums auch nach 1945 besonders für die überlebenden Juden des Holocaust in Gelsenkirchen ein und hat so den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen nach dem 2. Weltkrieg erst möglich gemacht. Als Vorsitzender des "Relief Commitee for Jews in Gelsenkirchen" in New York organisierte Leo Gompertz in den ersten Nachkriegsjahren immer wieder Geld- und Lebensmittelspenden für die in Gelsenkirchen lebenden Juden.
Im nebenstehenden Artikel wird Hermann Voosen aus Gelsenkirchen erwähnt. Am 27. Januar 1942 von Gelsekirchen nach Riga deportiert, verbrachte er dreineinhalb Jahre in KZ-Gefangenschaft. Sein Bericht von der Deportation und den unmenschlichen Verhältnissen in Riga und der so genannten "Evakuierung" über das KZ Stutthof vom 30. Mai 1945 ist hier abrufbar (Seite 4-7): Three Letters by Deportees From Germany to the Riga Ghetto and the Kaiserwald and Salaspils Extermination Camps: Johanna Rosenthal formerly Berlin, Hermann Voosen formerly Gelsenkirchen and Heinz Samuel formerly Krefeld.
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Abb.:So schreibt z.B. die jüdische Exil-Zeitung "Aufbau" am 7. Mai 1948, Zitat:
Relief Committee for Jews
in Gelsenkirchen
Chairman: Leo Gompertz, 282 Cabrini Blvd., New York 33.
Unsere letzte Reliefsendung von ca. 750 Pfund Lebensmitteln ist anfangs Januar in Gelsenkirchen durch das dortige Komitee zur Verteilung gelangt. Aus den Dankschreiben ersehen wir, welche Freude diese Gaben bei den 75 Bedachten ausgelöst haben. Das jüdische Hilfskomitee hat in jeder Beziehung vorzügliches geleistet und auch die Friedhöfe wieder in beste Ordnung gebracht. Wollen Sie von der letzten Ruhestätte Ihrer Lieben ein Photo, schreiben Sie an uns und Sie werden die Aufnahme schnellstens erhalten. Wie sehr unsere Hilfe von Nöten ist, können Sie am besten beurteilen, wenn wir die Gelsenkirchener selbst zu Ihnen sprechen lassen. Dafür geben wir Ihnen nachstehend einige Auszüge von Briefen aus Gelsenkirchen:
". . . Ich danke Ihnen herzlich für die übersandte Spende. Es war einmal wieder eine schöne Hilfe für uns, denn leider haben sich die Verhältnisse im Ruhrgebiet noch nicht gebessert. . . ."
"Hätten wir vor allen Dingen nicht Ihre Spenden, dann sähe es in unseren Reihen böse aus."
In einem Schreiben, das von allen 75 Empfängern unserer Spenden unterzeichnet ist, heisst es:
". . . Ihre Hilfe ist für uns alle eine Ermunterung, auszuhalten, wenn wir wissen, dass Freunde im Ausland wohnen, die an uns denken und auch zu opfern für uns bereit sind. Vergessen Sie uns bitte nicht. . . ." Wir haben dem nichts hinzuzufügen. Zeigen wir uns dem Schicksal, das uns hierher geführt hat, dankbar. Geben Sie uns die Möglichkeit weiter zu helfen und senden Sie bald wieder einen Scheck an unseren Schatzmeister, Max Klein, 384 Knickerbocker Avenue. Brooklyn, N. Y. Gez. Otto Guthmann, Sekretär. 504 West 173rd Street, New York 33. N. Y.
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Abb.: Aufbau, Jg. 14. 1948, Nr. 44 (29.10.1948), S. 35
Relief Commitee for Jews in Gelsenkirchen 282 Cabrini Boulevard, Apt. 1-D, New York 33, N.Y. Leo Gompertz, Chairman
Nachdem Anfang des Jahres auf dem städtischen Friedhof in Gelsenkirchen-Buer ein Gedenkstein für die Opfer des Naziregimes enthüllt worden ist, erfolgte die Einweihung eines Mahnmal für die 250 jüdischen Frauen und Mädchen, die bei einem allierten Luftangriff im September 1944 umgekommen sind. Diese 250 Jüdinnen waren aus Ungarn zur Zwangsarbeit in den Benzin-Werken Gelsenkirchen-Horst verschleppt worden. Die große Anzahl der jüdischen Opfer erklärt sich daraus, das es den Juden verboten war, die Luftschutzbunker aufzusuchen. Von den 1.000 anderen Werksangehörigen ist nicht ein einziger umgekommen. Nur einige wenige leben noch in der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, die insgesamt 70 Seelen zählt gegnüber ca. 1.200 vor 1933.
Man bemüht sich, dass jüdische Leben nach alter Traditon aufrecht zu erhalten. Ein jüdischer Frauenverein ist wieder begründet worden. Gottesdienste finden regelmäßig in einem neu hergerichteten Betraum statt, die Friedhöfe sind wieder in einem würdigen Zustand gesetzt. Bilder von den Grabstätten können bei uns angefordert werden.
Unsere Aufgabe, die noch Überlebenden in Gelsenkirchen mit zusätzlichen Lebensmitteln zu unterstützen, ist immer noch unerläßlich. Wir richten an alle ehemaligen Gelsenkirchener den dringenden Appell, im neuen Jahr nicht zurückzustehen. Wir erwarten Ihre Spende, die zu richten ist an: Max Klein, 384 Knickerbocker Ave. Brooklyn, New York. Gez. Otto Guthmann, Secr.
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Quellen:
Vgl. auch: Stefan Goch: Jüdisches Leben. Januar 2004. (Schriftenreihe des ISG, Materialien; Band 8. Interview mit Eliahu Ben-Yehuda, S.71 f. und Familie Gompertz (Deutsche, gekürzte Übersetzung der amerikanischen Orginalfassung "Experiences of Albert Gompertz - From Nazi Germany to America) S.79 ff.
Diethard Aschoff: Unveröffentlichte westfälisch-jüdische Erinnerungen, in: Westfälische Forschungen, Bd. 38
Abb. Haus Berta aus dem Privatbesitz von Pfarrer i.R. Wolfgang Bornebusch und Familie Gompertz, USA
Abb. Militär-Dienstzeitbescheinigung, mit freundlicher Genehmigung v. Ron Gompertz, USA
Abb. Turnergruppe des "Reichsbund Jüdischer Frontsoldaten": Helen Shifron, Israel
Abb. Beladung Liftvan: Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM), Bremerhaven
Abb. Gruppenfoto: Leo Gompertz Collection, LBI, New York
http://www.derwesten.de/staedte/dorsten/Haus-Berta-id927900.html
http://www.juedischeliteraturwestfalen.de/index.php?show=list&valex=5&period=1900&id=24 Leo Gompertz
http://www.dhm.de - Der Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund
Leo Gompertz: Arbeit für die jüdische Jugend in Deutschland. Mein Erlebnis im Dienste des Judentums. New York 1966.
Jüdische Zeitung "Aufbau", div. Ausgaben 1945-1948. Aufbau, Jg. 11. 1945, Nr. 51 (21.12.1945), S. 23
Vgl. auch: Heinz-Jürgen Priamus (Hg.): „Was die Nationalsozialisten ‚Arisierung’ nannten“, S. 156-159,
Vgl. auch: Andrea Niewerth, "Gelsenkirchener Juden im Nationalsozialismus", S.136-138
Stolpersteine für Leo, Betty, Albert, Fritz u. Rolf Gompertz, verlegt am 24. November 2017
Rede von Ron Gompertz anlässlich der Stolperstein-Verlegung an der Bahnofstraße 22:
"Guten Tag, My name is Ron Gompertz. I hope you’ll excuse my speaking in English. 150 years ago, a small house and horse stable stood here. In those days Gelsenkirchen was a small agricultural village. Around 1907, local lawyer Gustov Pokorny tore down the old house and commissioned an up and coming local architect to design a much larger building for the triangular plot. It was one of Josef Franke’s earliest commissions and he was eager to make a name for himself. Gelsenkirchen was growing quickly as demand for coal and steel boomed during the Industrial Revolution. The mines and
mills couldn’t hire workers fast enough, and there wasn’t enough housing to meet demand.
My great-grandfather, Albert Gompertz was among those who’d moved to Gelsenkirchen to ride the boom. He established a haberdashery in 1889, and the business grew along with Gelsenkirchen. By 1909, he’d outgrown his store on Bahnhofstraße by the railroad station plaza.
Pokorny and Gompertz met to discuss a lease on the new concrete building, with it’s mix of French and English style. The ornate facade, tall windows and elegant terraces reflected Albert’s growing prominence in the community. He quickly made a deal for the large retail space with an option to buy the building later on. The ground floor featured 12 large glass show windows and Albert took full advantage of the merchandising possibilities. He also had room to expand, adding furs, catering to the wives of the wealthy executives in Essen and surrounding towns.
On the second floor was a large apartment for his family. Albert was grooming his 20 year old son Leo to join the business, and there was an apartment on the third floor for Leo once he was married. On the fourth floor were more apartments which could be rented out. In the attic were studios for domestic staff to live. It was perfect. The new Albert Gompertz store opened it’s doors in 1909. When war broke out in the summer of 1914, Leo left to fight for his country in the trenches. He returned four years later with a dent in his head and and medals for his bravery. He joined the board of the Gelsenkirchen Synagogue, organized local Jewish war veterans and was politically active, standing up against right-wing paramilitary militias who were inciting street violence.
Soon Leo met Betty Isacson, the petite dark-haired daughter of a Dutch couple who owned a wholesale fish import business. Albert made Leo a full partner in the business in 1919 and they decided to buy the building from Pokorny. They added a factory on the Klosterstrasse side of the building and began manufacturing furs. In 1920, near the end of the flu pandemic, Albert became sick and soon died at the age of 62. His wife Sophie remained in their apartment, financially supported by her son.
In January 1921 Leo married Betty and by November, she gave birth to a boy in the apartment nursery. They named him Albert. Leo struggled to make ends meet during the years of financial chaos and hyper-inflation. By 1924 the economy settled and the Gompertz business was thriving. Leo and Betty’s second boy was born in the nursery, and they named him, Fritz.
In 1928, Rolf arrived. The three boys grew up best of friends, sharing the Kinder Zimmer overlooking Bahnhofstraße. The boys walked to school and played together in the streets and courtyards. Their lives revolved around the synagogue and Old Town's Jewish community. On weekends they'd picnic and play at family’s private garden on Zeppelin Allee. During Jewish holidays, they’d host their extended family in the large Salon.
At night, after Leo tucked the boys in to bed, he’d step out onto the balcony and survey the city. He’d watch the trams rumble along the tracks, their power poles sparking against the electrical lines. He watch miners on their way home from work. The neon signs along Bahnhofstrasse reflected the names of the stores - Schwarz, Haas, Cohen, Goldblum. There were so many Jewish owned businesses then many facetiously called it Jerusalem Road. Across the rooftops, the turrets of the synagogue stood. Leo reflected on his good fortune, feeling pride in his town, where he was a respected war hero, businessman and leader. He could not have possibly imagined the horror that was about to begin, When Andreas Jordan first told me about Stolperstein, I researched Gunter Demnig’s art project. I learned the first stone was installed 25 years ago and that since then, 56,000 Stolpersteine have been laid across 22 European countries. Today Herr Demnig adds five more to the world's largest decentralized memorial.
While most Stolpersteine honor Jewish victims of the Holocaust who were murdered or fled, many are inscribed with the names of gypsies, blacks, homosexuals, Communists, mentally disabled and resistance fighters.
Today my grandparents and their three boys symbolically return to their home on Bahnhofstrasse. Their names will be in plain sight, with pedestrians walking over them, greeting anyone who cares to learn their story: “This building was our home, and it was stolen from us!”
When the brass darkens and the engraved letters fill with dirt, hopefully someone will polish the stones, perhaps on the anniversary of the night my father described in his memoir: “In the early morning hours of November 9th 1938, I was shocked awake by thunderous noise and the breaking of glass, which lasted for an eternity. The shock was so tremendous that I was left with permanent damage to my nervous system. Upon slightly
recovering from the initial blast, I remember going to the window of our bedroom on the third floor of our house, and what I saw made me pass out, although briefly. And when I recovered, I saw mobs of
young people with crowbars, breaking all our store's show windows. There were twelve display windows which they shattered, and then they knifed all the display dummies and their precious coverings. These young hoodlums were lead on by uniformed Nazis, SA and SS storm troopers. I recognised some of them as teachers and my classmates doing the actual dirty work. Up on the third floor, we hovered under our blankets listening to the
tumult down below and also telling ourselves, don’t put the lights on, because that could alert them on the street to our presence and they could throw rocks or bullets towards our windows. We waited for further instructions from parents, but I don't remember much of that. Apparently our parents were just as dumfounded and scared as we were and could not offer much help. So little brother Rolf and me just lay there, trying not to hear the chanting of the mobs below, who were yelling "death to Jews" and singing the Horst Wessel Lied, "Die Fahne hoch", which had become their national anthem.
Another song they were yelling was "Bis das Judenblut vom Messer spritzt” which means “Until the Jewish blood splashes from the knife.” The earthquake-like noise continued into the wee hours of the morning and until the morning’s first light. The "troops" eventually moved on and left only a few police to guard our devastated building.”
My grandfather was a proud man. At the age of 50 he started a new life with his family in America. He never forgave Germany and would never have forgiven me for becoming a German citizen. My father would be upset with me as well. Knowing that is the price I pay. I made a choice to look forward. My daughter Minna, who is now the same age my father was when he fled Germany, will be able to choose where she wants to live. That’s a lesson I learned - always have an escape route.
With deep gratitude to Andreas Jordan and Gunter Demnig for this moving tribute to my family. I also thank my friends Dr Andrea Niewerth, Rabbi Kornblum and all those who helped me learn about my Gelsenkirchen roots. Also to my wife Michelle and daughter Minna and cousin Carole and Ron Reis, and to Steve Gompertz who planned to be here today until unforeseen circumstances made that impossible.
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Andreas Jordan, Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. Februar 2017. Nachtrag November 2017
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