STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Ausgrenzung erinnern


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HIER WOHNTE

Verlegeort TONI MEYER

GEB. SCHÖNENBERG
JG. 1879
FLUCHT 1939 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
ERMORDET 5.2.1943
AUSCHWITZ

HIER WOHNTE

Verlegeort MORITZ MEYER

JG. 1873
FLUCHT 1939 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1943
ERMORDET 5.2.1943
AUSCHWITZ

Verlegeort: Bismarckstrasse 152 (Früher stand dort das Haus Nr. 158), Gelsenkirchen

Moritz und Tony Meyer 1941 in den Niederlanden

Abb.: Moritz und Tony Meyer 1941 in den Niederlanden

Moritz Meyer wurde am 16. Oktober 1873 in Vörden, Kreis Bersenbrück geboren. Er war mit Toni Schönenberg, die am 16. Juli 1879 in Gelsenkirchen geboren wurde, verheiratet. Das Paar zog am 24. Juni 1900 von Dortmund nach Gelsenkirchen zur Bismarckstrasse 158.

Das Ehepaar Meyer hatte drei Kinder: Hans, geboren am 21. Juli 1901 und Paul, geboren am 30. April 1910. Ein Kind wurde am 28. März 1907 geboren, verstarb jedoch am nächsten Tag. Moritz Meyer war ein bekannter und angesehener Geschäftsmann. Er war Schiedsrichter in einem Fußballverein, in dem auch sein Sohn Paul spielte. Moritz Meyer war aktiv in der Gemeindearbeit tätig. Sein Name findet sich auch auf der Wahlliste vom 16. November 1930 zur Gründung der liberalen jüdischen Synagogengemeinde in Gelsenkirchen.

In diesem Haus an der Essener Strasse 38 befand sich das Geschäft von Moritz Meyer

Abb.: In diesem Haus an der Essener Strasse 38 im Gelsenkirchener Ortsteil Horst befand sich das Geschäft von Moritz Meyer. "Meyer" war über die Grenzen von Horst ein Begriff.

Im Adressbuch von Gelsenkirchen, Ausgabe 1934, ist Meyer als Eigentümer des Hauses an der Essener Strasse 38 in Gelsenkirchen-Horst (Bis 1928 Horst/Emscher) verzeichnet. In dem Haus befand sich das Bekleidungs- und Kurzwarengeschäft von Moritz Meyer.

Auch diesen Haus mit der Existenzgrundlage der Familie mußte Moritz Meyer auf Druck der Nazis aufgeben und "verkaufen". Bereits am am 15. Oktober 1937 wurde das Geschäft von der "Arierin" Gertrud Oberreuter "übernommen".

Anfrage der Gertrud Oberreuter an das Baupolizeiamt vom 26. Februar 1938

Abb.: Anfrage von Gertrud Oberreuter an das Stadtbauamt vom 26. Februar 1938. In dem Schreiben gibt sie an, dass Haus Essener Strasse 38 in Gelsenkirchen-Horst mit Geschäft von Moritz Meyer am 15. Oktober 1937 "übernommen, bzw. gepachtet" zu haben

Essener Strasse in Gelsenkirchen-Horst Anfang der 50er Jahre

Abb.: Die Essener Strasse in Gelsenkirchen-Horst Anfang der 50er Jahre. Etwa in der Bildmitte ist das Haus Nr. 38, in dem Moritz Meyer sein Geschäft hatte, zu sehen. Diese Ansichtskarte hat uns Volker Bruckmann zur Verfügung gestellt.

Auch die Familie Meyer erlebte die ständig zunehmende Diskriminierung im Alltag Nazi-Deutschlands in ihrer ganzen unmenschlichen Härte. In der so genannten "Kristallnacht" (Pogromacht vom 9. auf den 10. November 1938) wurde Moritz von den Nazis vorrübergehend festgenommen. Moritz wurde von Nazis gewarnt, ihm persönlich bekannte SS-Leute sagten: "Moritz, dein Leben und das deiner Familie ist in Gefahr, wenn ihr in Deutschland bleibt. Verkaufe deinen Besitz und verlasse das Land". Letztlich sah Moritz Meyer sich von den Nazis gezwungen, den gesamten Familienbesitz zu veräußern.

Familie Meyer floh schließlich am 20. März 1939 in die Niederlande. Sie wohnten in Amsterdam, Eemstraat 61. Sohn Paul gelang es, 1940 über Rotterdam in die USA zu emigrieren. Im Sommer 1942 begann auch in den Niederlanden die Deportation der Juden. Sie konnten den Schergen der Nazis nicht mehr entkommen. Moritz und Toni Meyer werden am 20. Januar 1943 in das Durchgangs-und Sammellager Kamp Westerbork/Holland eingeliefert, am 2. Februar 1943 in das KZ Auschwitz deportiert und dort am 5. Februar 1943 in der Gaskammer ermordet. Überlebende haben berichtet, dass Mutter Toni durch die Deportation von Westerbork nach Auschwitz so geschwächt war, das sie auf einer Bahre in die Gaskammer getragen werden mußte.

Stolpersteinverlegung in Gelsenkirchen für Moritz und Toni Meyer

Bildhauer Gunter Demnig verlegte an der Bismarckstr. 152 in Gelsenkirchen Stolpersteine im Gedanken an Familie Hirschhorn, Moritz und Toni Meyer und Kurt Rosengarten.

Stolpersteine Bismarckstraße 152 Gelsenkirchen from Vimeo.

Auf Wunsch von Stolperstein-Pate Mark A. Meyer, der nicht persönlich bei der Steinverlegung für seine Großeltern Moritz und Toni Meyer anwesend sein konnte, verlas Heike Jordan den vom Mark A. Meyer übermittelten Text in englischer Sprache und auch die deutsche Übersetzung. 

→ Nachruf von Mark A. Meyer

Erfahren Sie mehr über die Familie Meyer auf www.gelsenzentrum.de:

→ Familie Meyer

Learn more about the Meyer Family on www.gelsenzentrum.de:

→ The Meyer Family - Stumbling Blocks - Memory Marker for Moritz und Toni Meyer

Hier stand das Haus Bismarckstrsse 158, die rote Linie markiert die genaue Lage nach alten Plänen.

Karte: Hier stand das Haus Bismarckstrsse 158, die rote Linie markiert die genaue Lage nach alten Plänen. Die STOLPERSTEINE werden im Bereich des Überweges verlegt. (Bild: Google Maps)


Bismarckstrasse in Gelsenkirchen

Foto: Die Bismarckstrasse 152 in Gelsenkirchen im Mai 2010. Dort standen die Häuser der Familie Meyer, gewohnt hat die jüdische Familie in der damaligen Hausnummer 158

→ Fotostrecke von der Verlegung der STOLPERSTEINE an der Bismarckstrasse 152


Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. Mai 2010

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