STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Ausgrenzung erinnern


Stolpersteine Gelsenkirchen

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Verlegeort WALTER HES

JG. 1924
FLUCHT 1936
MIT HILFE
HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 17.8.1942

Verlegeort: Lernort Grillo-Gymnasium Gelsenkirchen, Hauptstraße 60, verlegt am 8. Mai 2020, dem
75. Jahrestag der Befreiung und dem Ende des zweiten Weltkrieges in Europa

Walter Hes wurde am 13. Januar 1924 in Rhyedt geboren. Seine Eltern waren der am 14. August 1888 in Papenburg geborene Textilkaufmann Moritz Moses Hes und die am 12. Juli 1895 in Velbert geborene Hedwig Aaron, verheiratete Hes. Die Lebens- und Leidenswege der Familie Hes lassen sich vor dem Hintergund der rudimentären Quellenlage nur bedingt darstellen.

Auszug aus dem Hausbuch Gartenstraße 102, Rhyedt

Abb. 1: Auszug aus dem Hausbuch Gartenstraße 102, Mönchengladbach-Rhyedt

1929 verzog Familie Hes von Rheydt nach Gelsenkirchen. Nach Besuch der jüdischen Schule an der Ringstrasse wurde der begabte Walter Hes Ostern 1934 in die Sexta b (Jahrgang 5) des Realgymnasiums (Heute Grillo-Gymnsium) aufgenommen. Er wurde versetzt und war ab Ostern 1935 Schüler der Quinta b (Jahrgang 6). Auch Walter Hes verließ das Realgymnasium nicht freiwillig, an dieser Schule war auch er antisemitischen Attacken ausgesetzt. Auch der jüdische Schüler Walter Hes wurde wegen seiner Religion von Lehrkräften und Schülern drangsaliert und vom Realgymnasium verdrängt, sein Abgangszeugnis datiert auf den 21. Dezember 1935. In der Einwohnerkartei der Stadt Gelsenkirchen ist die Meldekarte der Familie Moritz Moses Hes erhalten, demnach wohnte die Familie Hes von Rheydt kommend 1929 zunächst an der Wanner Str. 28, zog dann am 23. Dezember 1932 zur Wanner Straße 45. Moses Hes erkannte früh die in Deutschland drohende Gefahr für jüdische Menschen, am 19. Dezember 1935 meldete er sich nach Amsterdam ab, am 7. Januar 1936 erfolgte die Abmeldung der Familie nach Amsterdam. [1]

Ausschnitt aus dem Abgangszeugnis vom Realgymnasium

Abb. 2: Ausschnitt aus dem Abgangszeugnis von Walter Hes

Kartothek des 'Judenrat' Amsterdam

Abb. 3: Kartothek des 'Judenrat' Amsterdam: Angaben zu Walter Hes. Die Mitglieder des 'Judenrates' wurden von den deutschen Besatzern gezwungen, sich an der Verfolgung und Unterdrückung niederländischer Juden und ausländischer jüdischer Flüchtlinge (überwiegend aus Deutschland) zu beteiligen.

Im Februar 1941 lebte Familie Hes noch in Amsterdam, Tweede Jan Steenstraat 8 II. Walter Hes wurde kurze Zeit später verhaftet und über das so genannte "Durchgangslager" Westerbork" am 15.Juli 1942 nach Auschwitz depotiert. Bei der Ankunft wird der damls 19jährige Walter zur Häftlingnr. 47302 reduziert [2] - die zumeist auf den Unterarm eintätowierter Häftlingsnummer war das Synonym der Entmenschlichung und erleichterte den Mördern die Organisation des Tötens. Am 17. August 1942 wurde Walter Hes im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Seine Eltern Moses und Hedwig Hes wurden am 14. Januar 1943 im Lager Westerbork interniert, von dort am 23. Februar nach Auschwitz deportiert und unmittelbar nach ihrer Ankunft in Auschwitz am 26. Februar 1943 ermordet.[3]

Quellen:
[1] Einwohnerkartei Gelsenkirchen, Institut für Stadtgeschichte
[2]Museum Auschwitz: Stärkebuch, Sterbebücher KZ Auschwitz, Judentransport aus den Niederlanden - Lager Westerbork - Transportlists created in Westerbork
[3]Gedenkbuch BA, Deportationschronologie: Transport ab Westerbork, 1101 Personen am 23.2.1943 nach Auschwitz

Abbildungen:
[1] Stadtarchiv Mönchengladbach
[2] Schularchiv Grillo-Gymnasium
[3] ITS Online Archives, Karteikarte aus der Kartothek des Judenrats in Amsterdam, Signatur DE ITS 1.2.4.2, 12738378-Walter Josef Hes; 12738459-Mozes Hess (Moses Hes); 12738217-Aaron Hedwig Hess (Hedwig Hes, geb. Aaron)

Stolperstein für Walter Hes

Der Stolperstein, der nun in Gelsenkirchen an Walter Hes erinnert, konnte durch zivilgesellschaftliches Engagement junger Menschen realisiert werden:

"Wir, die Klasse 8/2 der Gesamtschule Berger Feld, haben gemeinsam mit unseren Klassenlehrerinnen Frau Mau und Frau Krause die Patenschaft für den Stolperstein von Walter Hes übernommen, weil uns sein Schicksal sehr berührt hat: Walter war so alt wie wir es jetzt sind, als er von den Nazis ermordet wurde. Mit unserem Engagement wollen wir dazu beitragen, dass Walter Hes und die vie- len anderen Opfer des Holocausts nicht vergessen werden und so etwas niemals wieder geschieht."

Stolpersteine Gelsenkirchen - Walter Hes


Biografische Zusammenstellung: Andreas Jordan, Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. Oktober 2019

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