Der in Essen als Sohn des Frabrikarbeiters Moritz Itzigsohn und dessen Ehefrau Henriette, geborene Rosenberg am 12. Februar 1878 geborene deutsche Jude Adolf Itzigsohn war von Beruf Metzgermeister. Er war seit dem 25. November 1902 mit Berta Issen, geb. Kahn verheiratet, die Eheschließung fand in Schalke statt. Berta Issen wurde am 7. Oktober 1874 in Mayen geboren.
Das Ehepaar hatte fünf Kinder, von denen zwei kurz nach der Geburt starben, ein weiteres namens Max starb im Alter von zwei Jahren. Der weitere Weg von Tochter Mathilde, geboren 30. Januar 1907 lässt sich derzeit vor dem Hintergrund der spärlichen Quellenlage nicht darstellen. Eine weitere Tochter war die am 22. April 1903 in Gelsenkirchen geborene Helene, später verheiratete Wolff. Helenes späterer jüdischer Ehemann Eugen Wolff, geboren am 6. September 1896 war ebenfalls Metzgermeister von Beruf, er arbeite mit im Betrieb von Helenes Eltern. Eugen Wolff stammte ursprünglich aus Südlohn im Kreis Ahaus.
Seinen Nachnamen hat Adolf Itzigsohn zu einem nicht bekannten Zeitpunkt geändert und trug - zumindest zeitweise - den Nachnamen seiner Frau: Issen. Der Hintergrund bleibt im Dunkeln, vermutlich waren antisemitsiche Anfeindungen der Grund für die Namensabänderung, um die Jahrhundertwende und der Weimarer Republik war Antisemitismus weit verbreitet. Der in verschiedenen Versionen kursierende, abwertende Schmähreim „Jude Itzig, Nase spitzig (...)" war in weiten Teilen der Mehrheitsbevölkerung bekannt und wurde entsprechend angewendet, um jüdische Menschen abzuwerten und zu diffamieren.
Abb.1: Karteikarte der Jüdischen Kultusvereinigung, Synagogen-Gemeinde Gelsenkirchen, Sterbefall Itzigsohn, Adolf.
Metzgermeister Adolf Itzigsohn starb ausweislich der Sterbeurkunde (Die wieder auf den Nachnamen Itzigsohn ausgestellt wurde) am 14. September 1940 in seiner Wohnung im an der Bismarckstr. 227 an Herzmuskelentzündung. Bei Adolfs Tod war Ernst Levy zugegen, dieser wohnte seinerzeit Gelsenkirchen, Bismarckstr. 49.
Helene und ihr Mann Eugen wohnten ab 1930 ebenfalls im Haus Bismarckstr. 227. Im Adressbuch Gelsenbkirchen, Ausgabe 1939 ist Adolf Issen als Eigentümer genannt. Dort betrieb Adolf Itzigsohn eine Metzgerei, die mindestens seit 1925 bestand, denn der Betrieb ist im Fleischerei-Adressbuch Deutschland, Ausgabe Westfalen 1925 eingetragen - zu diesem Zeitpunkt unter dem Namen Adolf Issen.
Abb.2: Eintrag Adressbuch Gelsenkirchen, Ausagabe 1939, Bismarckstr. 227
Wir wissen nur wenig von der Lebens- und Verfolgungswirklichkeit der Familien Itzigsohn/Issen und Wolff. Wir wissen, dass Juden mit "Gesetzen" und "Verordnungen" auch aus dem Wirtschaftsleben verdrängt wurden. Durch Nazi-Boykotte blieben ab etwa 1935 Kunden aus, auch die Umsätze der gutgehenden Metzgerei gingen verfolgungsbedingt mehr und mehr zurück, halbierten sich praktisch. Am 1. April 1938 wurde der Betrieb zwangsweise geschlossen. Am 31. Mai 1939 flohen Helene und Eugen Wolff nach Belgien. Dort waren beide nach dem Einmarsch der deutschen Truppen ebenfalls der Verfolgung ausgesetzt.
Im gleichen Haus an der Bismarckstr. 227 war 1939 die Metzgerei Rudolf Düppe ansässig, die existierte auch nach dem Krieg noch. Ob und inwieweit Rudolf "Rudi" Düppe an einer denkbaren "Arisierung" beteiligt war, ist bisher nicht bekannt.
Die Patenschaften für die vier Stolpersteine haben Melanie und Philipp Siebert (Digitales Museum Liberating Gelsenkirchen) übernommen.
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