STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Die Dabeigewesenen - Gelsenkirchen 1933–1945


Stolpersteine Gelsenkirchen

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Von NS-Täter/innen, Profiteuren, Denunziant/innen, Schweigenden und Zuschauer/innen

SS-Führerschule Gelsenkirchen-Rotthausen

In Gelsenkirchen kam es 1931 zur Aufstellung der 19. SS-Standarte. Der weitere Aufschwung der SS führte in dem Gau, zu dem Gelsenkirchen gehörte, in schneller Folge zur Aufstellung der 72. und 82. Standarte. Dazu kamen mehrere technische Sondereinheiten sowie zwei Reiterstandarten. Auf Gelsenkirchener Gebiet gab es nach der Machtübergabe 40.000 SA- und 2.000 SS-Angehörige.

Im August 1933 richtete die SS im Rotthauser Volkshaus eine sogenannte SS-Führerschule ein. Diese Einrichtung sollte die zentrale Führerschule für die gesamte SS der Bezirke Westfalen, Rheinland und Hessen sein. Am 13. August 1933 wurde die SS-Führerschule eröffnet, die → Lokalpresse berichtete ent- sprechend, hervorgehoben wurde dabei die gedeihliche Zusammenarbeit zwischen SS und der Gelsen- kirchener Stadtverwaltung. In der Gelsenkirchener SS-Führerschule wurden auch die SS-Führer ausgebildet, die in den frühen KZ Kemna (Wuppertal) und Papenburg eingesetzt wurden. Ab dem 16. August 1933 bis 1. März 1934 war der aus Bochum stammende SS-Obersturmbannführer Karl Schulz Führer (m. d. F. b.) [Anm.: steht für mit der Führung beauftragt] der SS-Standarte 19 "Westfalen-Nord" (Gelsenkirchen-Rotthausen), vom 4. April bis 29. Juni 1934 war er Führer in der SS-Führerschule Gelsenkirchen.

In der SS-Führerschule Gelsenkirchen im SS-Abschnitt XVII erhielt auch der spätere Massenmörder und "Vergasungsexperte" → Lorenz Hackenholt seine "Ausbildung" zum SS-Unterführer und SS-Kraftfahrer. Nach dem Krieg gehörte Hackenholt mit zu den meistgesuchten NS-Verbrechern - beschuldigt des 70.000fachen Mordes und der Beihilfe zum Mord in 1,5 Millionen Fällen.

In Rotthausen erhielten die SS-Männer das ideologische Rüstzeug, die für die Rechtfertigung der nationalsozialistischen Gewaltpraxis und Verbrechen zentral war. Die in Gelsenkirchen geschulten SS-Männer wurden in der Folgezeit in fast allen KZ als Unterführer eingesetzt. 1936 stellte die SS-Führerschule in Gelsenkirchen ihren Betrieb in Folge SS-interner Umstrukturierung ein und wurde geschlossen.

SS-Runen und der Schriftzug SS-Führerschule über dem Eingang des Volkshauses in Gelsenkirchen-Rotthausen sind deutlich zu erkennen. Das Foto wurde im Dezember 1933 aufgenommen.

Abb.: SS-Runen und der Schriftzug SS-Führerschule über dem Eingang des Volkshauses in Gelsenkirchen-Rotthausen sind deutlich zu erkennen. Das Foto wurde im Dezember 1933 aufgenommen.

'Erbbiologisches Schauspiel Schwiegersöhne' in der SS-Führerschule Gelsenkirchen-Rotthausen

Abb.: Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung vom 17. Dezember 1935: "Schwiegersöhne" nicht im Vereinshaus Rotthausen, sondern in der SS-Führerschule. Wie uns mitgeteilt wird, findet die heutige Aufführung des erbbiologischen Schauspiels "Schwiegersöhne" nicht im Vereinshaus Rotthausen, Karl-Meyer-Straße, sondern im Saale der SS-Führerschule statt. Beginn 17 Uhr.

Verlegung des 23. Polizeireviers 23 in die SS-Führerschule Gelsenkirchen-Rotthausen

Abb.: Gelsenkirchener Allgemeine Zeitung vom 27. Oktober 1936: Verlegung des 23. Polizeireviers. Am Freitag, 30. Oktober, wird das Polizeirevier 23 von der Schonnebeckerstr. 27 nach "Grüner weg 1" verlegt. Es ist das Gebaäude der SS-Führerschule. Am 30. und 31. Oktober bleibt das Büro für den Publikumsverkehr geschlossen.


Andreas Jordan, Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. August 2017. Edit. 3/2025.

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