STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN
Die Dabeigewesenen - Gelsenkirchen 1933–1945

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Von NS-Täter/innen, Profiteuren, Denunziant/innen, Schweigenden und Zuschauer/innen
Rudolf Lange
 Abb.: Dr. Rudolf Lange in SS-Uniform - die Kleidung, die er bei seinen Verbrechen trug.
Der Jurist Rudolf Lange gehört mehrere Jahre zur mittleren Ebene der Beamten der Politischen Polizei des NS-Staates, die durch ihre Arbeit das Funktionieren des Terrorapparats sicherstellen. Als die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) formiert werden, um die jüdische Bevölkerung in der Sowjetunion zu ermorden, kommandiert man Lange im Juni 1941 zur Einsatzgruppe A ab. Er ist deren Stabschef und wird nach Riga versetzt. "Dr. Lange kam jeden Samstag zur Besichtung. Er schoss die Leute einfach wahllos nieder." Siegfried Adler, Überlebender des Lagers Salaspils (Riga), über Dr. Rudolf Lange.
Die Leitung der Erschießungen im Wald von Bikernieki (östlich von Riga) lag wie bei denen im Wald von Rumbula (Kiefernwäldchen im gleichnamigen Stadtteil von Riga) beim SD-Chef in Lettland SS-Obergruppenführer Friedrich Jeckeln. Während der ersten Exekutionen im Jahre 1941 waren die deutschen SS-Führer – der Ghettokommandant SS-Sturmführer Kurt Krause, der Kommandant des Lagers Jungfernhof Unterscharführer Rudolf Seck und der SS-Standartenführer Rudolf Lange anwesend.
Die Erschießungen wurden von dem zum damaligen Zeitpunkt 50- bis 100-köpfigen Kommando Arajs, einer lettischen Freiwilligenhilfsgruppe des Sicherheitsdienstes, durchgeführt. Bezüglich der sogenannten "Aktion Dünamünde", bei der am 26. März 1942 rund zweitausend Menschen ermordet wurden, sagte der damalige Hilfssicherheitspolizist Peteris Iklavs aus: "[...] Polizisten des Arajskommandos schossen auf sie mit Maschinenpistolen. [...] Ferner befanden sich an der Grube der Leiter der Sicherheitspolizei und des SD von Lettland, Lange, außerdem einige deutsche Offiziere des SD [...]. Zusammen mit ihnen standen auch dort Arajs und einige Offiziere seines Kommandos [...]."
Unter der Befehlsgewalt von Lange stand auch das von Paul Blobel geleitete "Sonderkommando 1005", dass bis Oktober 1944 Massengräber in der Gegend um Riga "enterdete" und dann die sterblichen Überreste der Ermordeten verbrannte , um die Spuren der dortigen Verbrechen zu verwischen. Zeitweise führt Lange zudem das Einsatzkommando 2 an, das bis Dezember 1941 etwa 60.000 lettische und nach Lettland deportierte Juden ermordet. Ab Dezember 1941 ist er Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lettland und leitet zahlreiche Massenerschießungen persönlich.
Bei den Kämpfen mit der Roten Armee wird Lange verwundet und begeht Selbstmord, um einer Gefangenschaft zu entgehen.
Andreas Jordan, Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. November 2024.
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