STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Die Dabeigewesenen - Gelsenkirchen 1933–1945


Stolpersteine Gelsenkirchen

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Von NS-Täter/innen, Profiteuren, Denunziant/innen, Schweigenden und Zuschauer/innen

NS-Straßennamen

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden auch in Gelsenkirchen viele Straßen zu Zwecken der Propaganda und Machtdemonstration nach bedeutenden NS-Persönlichkeiten benannt oder umbenannt. Oft wurden dabei Namen nach jüdischen und sozialdemokratischen Personen durch Straßennamen nach Personen in direktem Bezug zum Nationalsozialismus umbenannt oder es wurden die "NS-Märtyrer" (so genannte "Blutzeugen der Bewegung") benannt. Diese NS-bezogenen Straßen wurden nach 1945 im Rahmen der "Entnazifizierung" umbenannt.

Dennoch kam es nach 1945 vielerorts zu Benennungen von Straßen, wegen und Plätzen nach Personen, die aus heutiger Sicht und Stand der Forschung wegen ihrer Tätigkeit oder Nähe zum Nationalsozialismus nicht mehr als Namensgeber tragbar sind, dazu gehörten in Gelsenkirchen beispielsweise Paul Schossier und Karl Wagenfeld. Auf dem Werksgelände der BP Gelsenkirchen GmbH gab es im Werk Horst noch immer Straßen, die nach Emil Kirdorf, Gustav Knepper und Albert Vögler benannt waren - allesamt frühe Förderer und Unterstützer Hitlers und spätere NS-Wirtschaftsverbrecher. Diese vorstehend genannten fünf Straßen wurden auf Initiative von Gelsenzentrum e.V. in den letzten Jahren umbenannt.

Die Idee des Schalke 04 eine Straße an der neuen Arena "AufSchalke" nach Fußball-Legende Fritz Szepan zu benennen, fand nach breiter öffentlicher Diskussion 2002 keine Mehrheit. Ein Gutachten der Hamburger Forschungsstelle für Zeitgeschichte stufte den ehemaligen Gelsenkirchener Fußballer als „stillen Teilhaber des NS-Regimes“ ein. Szepan habe durch den Kauf eines jüdischen Textilgeschäfts „massiv profitiert und darauf seinen persönlichen Aufstieg begründet“. Zwar wurde er dabei selbst kaum aktiv, ließ sich aber von einem Geflecht lokaler und regionaler Unterstützer protegieren, hieß es weiter. Szepan hatte das Textilgeschäft Julius Rode und Co. in Gelsenkirchen-Schalke 1938 nach eigenen Angaben für 7000 Reichsmark gekauft. Auch gegen Fußball-Legende Ernst Kuzorra gibt es laut Gutachten Bedenken. Es heißt, Kuzorra habe sich wie Szepan "im Unterschied zur deutlichen Mehrheit der Schalker Spieler mit einer NSDAP-Mitgliedschaft zum Nationalsozialismus" bekannt. Dennoch war die NSDAP-Mitgliedschaft von Kuzorra letztlich für die politisch Verantwortlichen in Gelsenkirchen kein Hindernisgrund, direkt zwei Orte nach ihm zu benennen: der Ernst-Kuzorra-Platz vor der Glückauf-Kampfbahn in Schalke und der Ernst-Kuzorra-Weg im Berger Feld.

Die auf dem Internetportal "Westfälische Geschichte" veröffentlichte NS-Straßennamen-Datenbank führt zahlreiche Quellen, Auskünfte, Texte und Rechercheergebnisse zusammen. Für Gelsenkirchen sind in der NS-Straßennamen-Datenbank 46 Bezeichnungen bzw. 51 Neu-/Umbenennungen verzeichnet. Mehr >>


Andreas Jordan, Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. August 2017.

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