STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Ausgrenzung erinnern


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HIER WOHNTE

Verlegeort ROBERT MÄUSERT

JG. 1892
ZEUGE JEHOVAS
"SCHUTZHAFT" 1937
BUCHENWALD
1943 RAVENSBRÜCK
BEFREIT 6.5.1945
TOT AN HAFTFOLGEN
8.5.1945

Verlegeort: Im Bahnwinkel 10, Gelsenkirchen

Robert Mäusert

Abb.: Robert Mäusert 1934

Robert Mischnick (geboren am 24. Juli 1892 in Darsener Mühle bei Rummelsburg/Pommern) und Elfriede Luise Lassig (gebo- ren am 7. Juni 1896 in Rohr bei Rummelsburg /Pommern, genannt Frieda) heirateten im Jahr 1917. Seit 1921 lebte die Familie in Gelsenkirchen. In den folgenden Jahren bekamen der Bergmann und seine Frau drei Kinder. Im Jahr 1927 wurden die Nachnamen sämtlicher Familienmitglieder von Mischnick auf Mäusert abgeändert. In diesem Jahr trat das Ehepaar Mäusert außerdem aus der Kirche aus.

Frieda Mäusert bekannte sich ab 1928 zu den Bibelforschern, Robert Mäusert ab dem Jahr 1931. Nach der Machtübergabe an Hitler kam es zu etlichen Hausdurchsuchungen bei den Mäuserts, die Im Bahnwinkel 10 wohnten. Diese verliefen jedoch ergebnislos, denn Robert Mäusert hatte vorsorglich im Hühnerstall eine doppelte Wand errichtet, hinter der sich die versteckte Wachtturm-Literatur befand. Auch im Keller hinter aufgereihten Holzscheiten waren Bibel erklärende Schriften versteckt.

Vom 17. April 1936 bis zum 23. April 1936 kam Robert Mäusert vorläufig in Haft. Zusammen mit seiner Ehefrau Frieda sowie 29 anderen Zeugen Jehovas aus Gelsenkirchen-Buer (darunter auch das Ehepaar Gorny) klagte ihn das Sondergericht Dortmund am 7. August 1936 an. Wo Robert Mäusert zu diesem Zeitpunkt inhaftiert war, ist bisher nicht bekannt. Die Anklage lautete auf Zuwiderhandlung gegen den Erlass des Preußischen Ministers des Innern vom 24. Juni 1933 sowie Vergehen gegen die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933. Das Gericht warf Robert und Frieda vor, nach dem Verbot "an den Wohnungsversammlungen" teilgenommen zu haben und "die Organisation der EBV nach dem Verbot neu aufgezogen, fortgesetzt und unterhalten zu haben". Der Staatsanwalt beantragte die Hauptverhandlung vor dem Sondergericht Dortmund und ordnete Haftfortdauer der in Haft befindlichen Angeschuldigten an.

Ob Robert und Frieda Mäusert vom Sondergericht Dortmund verurteilt wurden, ist nicht bekannt. Belegt ist, dass Robert Mäusert "auf Anordnung der Gestapo-Leitstelle Münster am 23. Januar 1937 wegen religiöser Betätigung (Bibelforscher) festgenommen" wurde und für 10 Monate ins Gefängnis in Hamm in Haft kam. Von dort überstellte man ihn am 21. Oktober 1937 als "Schutzhäftling" ins KZ Buchenwald. Wie Michael Wnendt, ebenfalls als Zeuge Jehovas aus Gelsenkirchen dort inhaftiert, der Familie nach dem Krieg berichtete, arbeiteten er und Robert Mäusert im Steinbruch des Lagers. Beide hatten sehr unter Hunger zu leiden gehabt. Außerdem überschüttete die SS Wnendt und Mäusert bei Minus-Temperaturen mit Wasser.

Absender: Robert Mäusert, KZ Ravensbrück

Abb.: Brief von Robert Mäusert aus dem KZ Ravensbrück am 28. November 1944.

Robert Mäusert verblieb bis zum 25. Mai 1940 im KZ Buchenwald, anschließend wurde er in das Außenkommando Wewelsburg überstellt (Häftlingsnummer 148, bis 31. August 1940 geführt als "Außenkommando Wewelsburg" des KZ Sachsenhausen; , als das "Außenkommando Wewelsburg" unter der Bezeichnung KZ Niederhagen "selbstständig" wurde (1. September 1940) wurde Mäusert die Häftlingsnummer 25320 zugewiesen).

Nach fast drei Jahren Haft in diesem Lager überführte man ihn von dort am 6. April 1943 in das KZ Ravensbrück (Häftlingsnummer 3598). Robert Mäusert erlebte die Befreiung des KZ Ravensbrück und machte sich am 6. Mai 1945 auf den Heimweg nach Gelsenkirchen. Wie überlebende Zeugen Jehovas später Frieda Mäusert berichteten, war ihr Mann zu diesem Zeitpunkt völlig erschöpft, so dass er mit einer Transportkarre befördert werden musste. Doch seine Kräfte reichen nicht aus. Auf dem Weg über die Elbe in Richtung Westen verstarb Robert Mäusert am 8. Mai 1945 im Alter von 53 Jahren. Seine Glaubensbrüder beerdigten ihn in Wittenberge an der Elbe auf dem Ehrenfriedhof.

Mit freundlicher Genehmigung, Jehovas Zeugen in Deutschland

→ Fotostrecke von der Verlegung des STOLPERSTEINS Im Bahnwinkel 10

Stolperstein Robert Mäusert from Jesse Krauß on Vimeo.


Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. Mai 2010

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