STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Ausgrenzung erinnern


Stolpersteine Gelsenkirchen

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HIER WOHNTE

Verlegeort PATER HERMANN JOSEPH VELL

JG. 1894
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1.2.1944
DACHAU
ZUM TODE VERURTEILT
BEFREIT 27.4.1945

Verlegeort: Grillostraße 57, Gelsenkirchen

Hermann Joseph VellAbb. 1: Pater Herman Joseph Vell, 1962

Hermann Joseph Vell wurde 1894 in Cochem/Mosel geboren. 1922 legte er bei den Redemptoristen in Bonn, deren Gymnasium er dort besuchte, das Ordensgelübde ab und empfing 1927 die Priesterweihe. Nach Auflösung des Bonner Klosters 1941 durch die Nazis war er bis zu seiner Verhaftung am 1. Februar 1944 Vikar an St. Joseph in Gelsenkirchen-Schalke. Der SS-Mann Wilhelm Ferlmann, selbst Mitglied der Gemeinde St. Joseph, denunzierte Pater Vell bei der Gestapo: Pater Vell habe Flugblätter der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" in Gelsenkirchen verteilt. Anfang Februar 1944 wurde Vell deswegen durch die Gestapo in Schalke verhaftet und unter der Häftlingsnummer 66680 im KZ Dachau in so genannte "Schutzhaft" genommen.

Katholisches Vereinshaus (Gesellschaftshaus) der Gemeinde St. JosephAbb. 2: Katholisches Vereinshaus (Gesellschaftshaus) der Gemeinde St. Joseph. Das Gebäude wurde 1977 abgerissen.

Im hinteren Gebäudebereich des Katholisches Vereinshaus an der Grillostraße 57/Ecke Schalker Straße befand sich das Dionysius-Stift, das von den "Dernbacher Schwestern" geführt wurde (Arme Dienstmägde Jesu Christi). Eines der Zimmer des Dionysius-Stifts bewohnte Pater Herman Joseph Vell. Hier fand die Hausdurchsuchung durch die Gestapo statt, und dort wurde Pater Vell auch verhaftet. Vells Leidensweg führte über das Untersuchungsgefängnis Nürnberg weiter in die Haftanstalt nach Berlin-Moabit und schließlich in das Zuchthaus Brandenburg-Görden. Dort wurde Hermann Joseph Vell wiederholt von der Gestapo "verhört". Nachdem der Prozess vor dem "Volksgerichtshof" gegen Pater Hermann Joseph Vell mehrfach vertagt wurde, verurteilte ihn der "Volksgerichtshof", der im Landgericht in Potsdam tagte, schließlich am 6. April 1945 wegen "Erschwerter Vorbereitung zum Hochverrat, Wehrkraftzersetzung und landesverräterischer Feindbegünstigung" zum Tode. Kurz vor der Vollstreckung des Todesurteils wurde Pater Vell von den heranrückenden Soldaten der Roten Armee am 27. April 1945 aus der Todeszelle im Zuchthaus Brandenburg-Görden befreit.

Seinen Leidensweg durch die Nazi-Mordschmaschinerie, ausgelöst durch die Denunziation des SS-Mannes Ferlmann (hier "Y" genannt) hat Pater Vell auf diesem von ihm selbst nach dem Krieg in Druck gegebenen Handzettel dokumentiert.

Abb. 3: Handzettel aus dem Nachlass von Pater Vell

Der Leidensweg des Hermann Joseph Vell

Auf Antrag von dem aus Gelsenkirchen-Schalke stammenden Joseph P. Krause wurde das NS-Unrechtsurteil gegen Pater Vell im Februar 1999 aufgehoben. Pater Hermann Joseph Vell hat jene, die ihn denunzierten und verurteilten, nie zur Rechenschaft gezogen. "In wahrhaft christlicher Feindesliebe hat er seinen Widersachern verziehen und niemals etwas gegen sie unternommen", hieß es 1965 auf seinem Sterbebild.

Stolperstein-Paten: Joseph P. Krause und Richard Weishuhn

Quelle:
Biographische Sammlung von Materialien zur Person des Pater Vell von Joseph P. Krause im Stadtarchiv Neuss, Signatur D.04.K.13

Abbildungen:
Abb. 1: CDU Heilbad Heiligenstadt, Christian Stützer
Abb. 2: Ansichtskarte aus der Sammlung Karlheinz Weichelt
Abb. 3: Archiv Joseph P. Krause

Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. August 2011

Stolperstein für Pater Hermann Joseph Vell, verlegt am 8. Oktober 2012

Stolpersteine Gelsenkirchen - Pater Hermann Joseph Vell

Stolpersteine Gelsenkirchen - Pater Hermann Joseph Vell


Projektgruppe STOLPERSTEINE Gelsenkirchen. Oktober 2012

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