STOLPERSTEINE GELSENKIRCHEN

Ausgrenzung erinnern


Stolpersteine Gelsenkirchen

← STOLPERSTEINE Gelsenkirchen

HIER WOHNTE

Verlegeort OSKAR BEHRENDT

JG. 1902
IM WIDERSTAND
VERHAFTET 1933
POLIZEIGEFÄNGNIS GELSENKIRCHEN
VON GESTAPO
ZU TODE GEPRÜGELT
17.8.1933

Verlegeort: Küppersbuschstrasse 25, Gelsenkirchen

Oskar Behrendt

Abb.: Oskar Behrendt und seine Frau Erna

Geboren wurde Oskar Behrendt am 27. August 1902 in Schönebeck, Kreis Calb. Aus der ersten Ehe von Oskar Behrend ist eine Tochter hervorgegangen. In zweiter Ehe heiratete er am 21. Oktober 1927 in Gelsenkirchen Erna Frieda Klaiberg, geboren am 22. Oktober 1904 der gemeinsame Sohn Werner wurde am 6. April 1929 geboren, Werner Behrendt starb am 13. April 2009. Oskar Behrendt war langjähriges und bekanntes Mitglied der KPD. Er war Chefredakteur des "Ruhr-Echo" und Bezirkssekretär Ruhr der "Roten Hilfe" (RHD), einer kommunistischen Solidaritätsorganisation.

Die RHD verstand sich als eine "überparteiliche Hilfsorganisation zur Unterstützung (...) der proletarischen Klassenkämpfer, die wegen einer aus politischen Gründen begangenen Handlung oder wegen ihrer politischen Gesinnung in Haft genommen sind" sowie "der Frauen und Kinder von inhaftierten, gefallenen oder invaliden Klassenkämpfern des Proletariats". Nach der Machtübergabe an die NSDAP wurde die Rote Hilfe wie alle Organisationen der Arbeiterbewegung verboten und zerschlagen. Es gelang der Roten Hilfe jedoch, sich im Untergrund zu reorganisieren und aktiven Widerstand gegen die NS-Diktatur zu leisten. Unterstützt wurden linke politische Gefangene ungeachtet ihrer Parteizugehörigkeit. Anfang der 1930er Jahre unterstützte die Rote Hilfe auch Dutzende sozialdemokratischer Reichsbannerarbeiter, die nach Kämpfen mit der SA angeklagt wurden und von der SPD keine Hilfe erhielten. Vgl. auch: Nikolaus Brauns, Informationen Studienkreis deutscher Widerstand: Zur Geschichte der Roten Hilfe

Heiratschein von Oskar Behrendt

Abb.: Heiratsschein von Oskar Behrendt

Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wurde Oskar Behrendt vor dem Hintergrund seiner Aktivitäten im Arbeiterwiderstand gegen die Nazis am 16. August 1933 gegen 18 Uhr in das Gelsenkirchener Gerichtsgefängnis eingeliefert. Dort "verstarb" Oskar Behrendt am folgenden Tag gegen 14:30 Uhr. Aufgrund des Mangels an Beweisen wurde das nach 1945 eingeleitete Totschlagsverfahren gegen den Vorsteher und einen Hilfswachtmeister des Gelsenkirchener Gerichtsgefängnisses eingestellt. Die Patenschaft für den Stolperstein, der an der Küppersbuschstrasse 25 in Gelsenkirchen an Oskar Behrendt erinnert, haben die Nachfahren Alexander und Ulrich Behrendt übernommen.

Oskar Behrendt

Abb.: Oskar Behrendt


Ärztlichen Bericht zur Todesursache von Oskar Behrendt:

Die Leiche war vollkommen bestialisch verstümmelt! Der Kopf und das Gesicht waren durch äußere Gewalteinwirkung bis tief auf die Muskulatur und Knochen viehisch beschädigt. Der Hals, Brust und Bauch wiesen taler- bis faustgroße Löcher auf aus denen noch teilweise das Blut sickerte, obgleich es bei normalen Leichen gerinnt. Das allergräßlichste Bild aber wies der Rücken des Toten auf, mehr als die Hälfte, ich bin sehr vorsichtig in meiner Äußerung, es war bestimmt mehr, war eine einzige blutige Masse, aus der die Muskulatur nur so herausquoll und vollkommen zerfetzt war. Die Wirbelsäule war mehrmals gebrochen, wenn nicht stellenweise zerbrochen. Meine Folgerung ist: Die Haupttodesursache kann unmöglich Herzschlag gewesen sein. Herzschlag war gewiß die sekundäre Todesursache der primären. Die primäre Todesursache war ein ganz gemeiner, langsam vollzogener Mord. - Vgl. S. 155 ff. 'Der kommunistische Widerstand' in "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus", Katalog zur Dauerausstellung. Klartext Verlag Essen, 2000

Die 2006 verstorbene Zeitzeugin Rosa Eck berichtete, dass ihr Mann, der ebenfalls von den Nazis verfolgte Ernst Eck, der zeitgleich mit Oskar Behrendt im Gelsenkirchener Gerichtsgefängnis inhaftiert war, die fürchterlichen Schreie von Oskar Behrendt hörte, als dieser von den Nazis zu Tode gefoltert wurde.

Geschäftsstelle der Arbeiter-Zeitung in Gelsenkirchen

Abb.: Oskar Behrendt vor der Geschäftsstelle der "Arbeiter-Zeitung" in Gelsenkirchen

Letzte Ausgabe des

Abb.: Letzte Ausgabe des "Ruhr-Echo", 21. Februar 1933

Das "Ruhr-Echo" erschien seit 1919 zunächst als Organ der "Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands" (USPD), dann ab Dezember 1920 als Organ der "Kommunistischen Partei Deutschlands" (KPD). Das "Ruhr-Echo" war die auflagenstärkste Zeitung der KPD in der Weimarer Republik.

Der Geschäftssitz der "Rheinisch Westfälischen Zeitungs- und Vertriebs G.M.B.H." befand sich in Essen. Die Zeitung erschien mit Lokalteilen für Gelsenkirchen und Buer unter den Titeln "Arbeiter-Zeitung" und "Vestische Arbeiter-Zeitung". Das "Ruhr-Echo" wurde zunächst vom 21. bis 28. Februar 1933 verboten, konnte aber dann nicht wieder erscheinen, da die KPD mittlerweile in die Illegalität abgedrängt wurde. - Vgl. S. 46 ff. Verbot d. Ruhr-Echo in "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus", Katalog zur Dauerausstellung. Klartext Verlag Essen, 2000

Abbildungen: Privatbesitz Familie Behrendt, mit freundlicher Genehmigung. Alle Rechte vorbehalten

Weitere Fotos aus dem Nachlass von Erna Behrendt stellt die Projektgruppe Stolpersteine hier als Dateien im PDF-Format zum Download bereit. Die Bilder zeigen Oskar Behrendt, seine Frau Erna sowie weitere, nicht bekannte Personen in verschiedenen Lebenssituationen in den 20er Jahren im Ruhrgebiet. Entsprechende Bildkommentare sind leider nicht überliefert.

→ Teil 1   → Teil 2

Projektgruppe STOLPERSTEINE in Gelsenkirchen. April 2011


Ein Stolperstein erinnert seit dem 1. August 2011 an Oskar Behrendt

Angehörige brachten die Brille von Oskar Behrendt  und das Klingelschild, welches in den Dreißiger Jahren an der Küppersbuschstrasse 25  angebracht war, zum Verlegeort mit.

Fotomontage: Familie Behrendt

Am Verlegeort verteilte Ulrich Behrendt, einer der Enkel von Oskar Behrendt, Abzüge von diesem Foto: Abgebildet ist neben dem Foto von Oskar Behrendt seine Brille und das Klingelschild, welches in den Dreißiger Jahren am Haus Küppersbuschstrasse 25 angebracht war. Diese Gegenstände befinden sich noch heute im Familienbesitz. Alexander Behrendt, ebenfalls ein Enkel: "Für uns Kinder stand das "O" auf dem Klingelschild immer für "Oma" - unseren Opa Oskar haben wir ja nie kennengelernt."

Video: Gunter Demnig verlegt in Gelsenkirchen den Stolperstein für Oskar Behrendt.

Stolperstein Oskar Behrendt, Gelsenkirchen

Foto: Werner Neumann (†), Gelsenzentrum e.V.

→ Fotostrecke von der Verlegung des STOLPERSTEINS an der Küppersbuschstrasse 25


Projektgruppe STOLPERSTEINE in Gelsenkirchen. August 2011

↑ Seitenanfang